Die Macht der Gestik

Skat ist ein Spiel vieler Gesten und Emotionen. Und dieser Faktor wird beim Skat oft unterbewertet. Denn man kann sich diese Gesten und Emotionen zu Nutze machen.

Bei den Gesten geht es insbesondere um das „Lesen“ seiner Mitspieler. Ein Spieler sendet während eines Spiels sehr viele Signale aus. Man sollte diese nicht ignorieren, sondern aktiv in seine Spieltaktik einbeziehen.

Ein einfaches Beispiel: Spieler A reizt Spieler B. Als A 22 reizt, zögert B und sagt dann ja. A reizt 23, B sagt sofort ja. Bei 24 passt B. A nimmt auf, drückt und sagt Kreuz an.

Bin ich Partner von Spieler B, so kann mir das Zögern von B bei der Reizung Informationen über das Blatt von Spieler B geben. Habe ich wenig oder keine Trümpfe auf der Hand, dann haben A und B vermutlich beide ein Kreuzspiel gereizt. Bin ich in Vorhand, dann ist Pik eine Farbe, die ich gut ausspielen kann, denn auf Grund des Zögerns von B bei der 22er Reizung ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass mein Partner diese Farbe lang hat. Ich kann deshalb auch dann Pik ausspielen, wenn ich die Farbe kurz habe.

Als Gegenspieler habe ich natürlich ein besonderes Augenmerk auf den Alleinspieler. Lässt er sich viel Zeit beim Drücken, dann weist sein Blatt vielleicht in den Fehlfarben Schwächen auf. Ich konzentriere mich während des Spiels dann darauf, diese Schwächen herauszufinden und für mich zu nutzen. Wirkt der Alleinspieler während des Spiels ungewohnt konzentriert, kann das ebenfalls auf ein schwaches Spiel hindeuten.

Umgekehrt kann ich bewusst falsche Signale aussenden. Angenommen, ich bin Alleinspieler und in Mittelhand. Vorhand spielt eine Lusche einer Fehlfarbe aus. Ich habe zu dieser Farbe eine blanke Lusche, die 10 dazu habe ich gedrückt. Wenn ich nun ein wenig zögere, so als ob ich überlegen würde, welche Karte ich nun zugeben soll, dann kann Hinterhand das dahingehend interpretieren, dass ich in dieser Farbe noch weitere Karten auf der Hand habe. Und er begeht dann vielleicht die Todsünde und schnippelt. Mit etwas Glück spielt er sogar gleich das Ass der Farbe hinterher. Dieser Bluff funktioniert sogar relativ häufig.

Habe ich hingegen die 10 behalten und vermute ich das Ass dazu bei Hinterhand, dann sollte ich nicht lange zögern sondern die Lusche ganz schnell bedienen. Hinterhand wird dann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das Ass zugeben (denn auf den Partner sollte man nicht schnippeln).

Solche falschen Signale sind sehr hilfreich und man sollte sie auch dann einsetzen, wenn die Mitspieler schon einmal darauf hereingefallen sind. Denn man wird dadurch nur sehr schwer berechenbar. Muss ich dann bei einem Zug wirklich einmal überlegen, dann wissen die Gegenspieler nicht, wie sie dieses Zögern interpretieren sollen.

Es gibt natürlich noch viele weitere Signale, die in der Regel sehr viel dezenter und nicht so leicht zu interpretieren sind. Oftmals erkennt man erst viele Spiele später, wie so ein Signal zu deuten ist. Und oftmals kommt man zu dem Ergebnis, dass ein vermeintliches Signal überhaupt nichts bedeutet.

Beim Online-Skat sind die Möglichkeiten, Gesten zu lesen oder selbst auszusenden, stark eingeschränkt. Hat ein Spieler bei 22 gezögert oder war seine Verbindung einfach nur schlecht? Dennoch funktioniert auch hier der Trick mit der falschen Verzögerung ganz gut, zumindest dann, wenn vorher das Spiel sehr zügig verlief.

Doch nun zu den Emotionen. Die spielen beim Skat meiner Meinung nach eine viel größere Rolle als die Gesten. Zumindest sind sie vielfältiger und häufiger.

Die häufigste Emotion ist Wut. Wut über schlechte Karten, Wut über eigene Spielfehler oder die des Spielpartners. Diese Wut dürfte jeder Skatspieler irgendwann einmal empfinden. Wie sie sich äußert ist wiederum völlig unterschiedlich. Von gar nicht bis zur Androhung von körperlicher Gewalt habe ich bereits alles erleben dürfen müssen. Und mir sind einige Fälle bekannt, bei denen es nicht bei der Androhung von Gewalt geblieben ist (bin ich der einzige, der für ein Alkoholverbot bei Skatveranstaltungen ist?).

Ich bin eher der „gar nicht“-Typ und denke, dass mir das meistens Vorteile bringt.

Es gibt Spieler, die regen sich über – vermeintliche – Spielfehler so auf, dass sie noch Spiele später auf 180 sind. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man sich in diesem Zustand noch ordentlich konzentrieren kann. Und nicht selten verlieren diese Spieler in so einer Phase dann auch unnötigerweise ihre eigenen Spiele, was dann zum nächsten Wutausbruch führt.

Während mich solche Wutausbrüche wenig bis gar nicht beeindrucken, so gibt es eine andere Kategorie Spieler, die mich – leider – regelmäßig auf die Palme bringt. Ich will diese mal vorsichtig als „Lehrmeister zur Kompensation eigener skatspielerischer Inkompetenz“ kategorisieren. Leider schaffen es solche Spieler durchaus, meine Konzentration nachhaltig zu stören.

Positive Emotionen gibt es beim Skat wie ich finde seltener und in der Regel sind sie eher dazu geeignet, die negativen Emotionen bei den Mitspielern zu wecken. Aber wenn man einen Lauf hat oder ein schwieriges Spiel durch einen guten Bluff gewonnen hat, dann darf man sich meiner Meinung nach auch ruhig einmal darüber freuen. Und wenn man den richtigen Tisch hat, freuen sich die Mitspieler auch mit.

Mitzählen lohnt sich

Bei den meisten Spielen ist es unerlässlich, dass ich jederzeit weiß, wo ich oder mein Gegner stehen, das heißt wer wieviele Augen erhalten hat.

Leider fällt es vielen Spielern schwer, die Karten mitzuzählen (oder sie haben einfach keine Lust dazu). Umso ärgerlicher ist es dann, wenn ein Spiel verloren geht, weil ein Spieler nicht weiß, dass wir das Spiel gewonnen hätten, wenn er die Dame des Alleinspielers gestochen hätte statt sie laufen zu lassen.

Man sollte sich frühzeitig angewöhnen, bei allen Spielen die eigenen Stiche oder die der Gegenspieler mitzuzählen. Auch bei vermeintlich sicheren Spielen kann schnell die Situation entreten, dass Gewinn oder Verlust davon abhängt, dass ich genau weiß, wer wie viele Augen hat.

Als Alleinspieler habe ich dabei die Wahl: Zähle ich meine Augen oder die der Gegenspieler. Wofür ich mich entscheide hängt vom Spiel ab. Geht es z.B. darum, dass die Gegenspieler Schneider werden können, dann werde ich deren Augen mitzählen. Bei Spielen, bei denen es mir ums Gewinnen geht, werde ich eher die eigenen Augen zählen.

Spiele ich allerdings z.B. einen Grand, bei dem ich die Gegenspieler frühzeitig an den Stich lasse, dann zähle ich deren Augen mit, damit ich mich besser entscheiden kann, ob ich einen Stich mitnehme oder abwerfe.

Als Gegenspieler habe ich es da einfacher. Ich kann nur die eigenen Augen zählen, da ich nicht weiß, was der Alleinspieler gedrückt hat.

Aber egal, wie ich mich entscheide: Hauptsache ich zähle überhaupt die Augen. Wenn ich am Tisch merke, dass ein Spieler nicht mitzählt (was bereits nach wenigen Spielen der Fall sein dürfte), dann ändere ich sofort meine Spielweise. Ich reize offensiver, da sich meine Chancen, als Alleinspieler zu gewinnen, deutlich verbessern. Und als Gegenspieler weiß ich, dass ich mich leider insbesondere im Endspiel nur bedingt auf meinen Partner verlassen kann.

Aus genau diesem Grund kann es vorteilhaft sein, dass die Gegenspieler nicht sofort merken, dass ich die Augen mitzähle. Wenn ich jeden Stich fünf Minuten anstarre, bevor ich ihn umdrehe und sich dabei meine Lippen bewegen, dann wissen die Gegenspieler sofort, dass ich bei meinem Spiel Probleme bekommen kann und werden sich entsprechend darauf einstellen. Lautes Mitzählen ist ohnehin verboten.

 

Die Gegenfarbe

Ich habe ja neulich über den erlaubten Kartenverrat beim Doppelkopf geschimpft. Ich muss das jetzt ein wenig revidieren.

Denn auch beim Skat gibt es durchaus einige – reguläre – Möglichkeiten, seinem Mitspieler Hinweise auf sein Blatt zu geben. Die meiner Meinung nach wichtigste Möglichkeit möchte ich hier kurz vorstellen.

Der Alleinspieler spielt einen Grand. Ich bin Teil der Gegenpartei und mein Partner in Vorhand spielt den Kreuz Buben aus.

Dies kann bedeuten, dass er selbst trumpfstark ist (z.B. hat er neben dem Kreuz Buben noch einen zweiten oder sogar dritten Buben), es kann aber auch bedeuten, dass er kein Ass zum Anspielen hat und sich von mir eine Information wünscht, welche Farbe er nachspielen soll.

Egal, aus welchem Grund mein Partner den Kreuz Bubgen gespielt hat: Jetzt ist es an mir, meinem Partner zu helfen und ihm zu zeigen, was ich auf der Hand habe. Und hier greift das Konzept der „Gegenfarbe“. Angenommen, ich habe eine ziemlich lange Farbe mit dem Ass. Ich kann dieses Ass nun schmieren und werde das ggf. auch genau dann tun, wenn ich neben dem Ass noch mindestens die 10, besser auch noch den König habe. Viel besser ist es aber, wenn ich meinem Partner dieses Ass anzeigen kann, ohne die Farbe selbst spielen zu müssen. Und genau hier greift das Konzept der Gegenfarbe. Ich lege also die höchste Karte der Gegenfarbe in den Stich. Mein Partner kann jetzt meine Ass-Farbe ausspielen und ich kann mit dem Ass den Alleinspieler zum Stechen zwingen.

Was genau ist aber die Gegenfarbe? Das ist ganz einfach:

Die Gegenfarbe zu Kreuz ist Pik und umgekehrt.
Die Gegenfarbe zu Herz ist Karo und umgekehrt.

Auch wenn ich selbst kein eigenes Ass habe, muss ich die Gegenfarbe bei meiner Wahl berücksichtigen. Habe ich z.B. in einer Farbe 10 und Lusche auf der Hand, dann möchte ich nicht, dass mein Partner diese Farbe anspielt (und der Alleinspieler meine 10 rausschnippeln kann). Also werde ich die Gegenfarbe meiden.

Es gibt zahlreiche Situationen, in der die richtige Anzeige der Gegenfarbe über Sieg oder Niederlage entscheidet. Oft sind beide Gegenspieler nur gemeinsam stark und dann kann es entscheidend sein, dass mein Partner möglichst schnell über meine Stärken informiert wird.

Ein Beispiel: Im Spiel des Monats März 2011 muss der Alleinspieler wegen dem Pik Buben im Skat einen Notgrand spielen. Er gewinnt das Spiel. Hätte der Gegenspieler den Kreuz Buben gespielt, um seinem Partner die Möglichkeit zu geben, seine starke Farbe zu zeigen (hier: die Karo 8 um das Herz Ass zu zeigen), wäre der Alleinspieler schwarz geworden.

Auch zu dieser Regel gibt es natürlich Ausnahmen. Wenn mein Partner den Kreuz Buben spielt und ich habe eine blanke 10 auf der Hand, dann kann es sinnvoll sein, diese zuzugeben statt stur auf die Gegenfarbe hinzuweisen. Eventuell kann mein Partner ja auf Grund meiner Reizung auf meine lange Farbe schließen, dann ist ein weiterer Hinweis über die Gegenfarbe gar nicht erforderlich.

Die Gegenfarbe ist also ein sehr mächtiges Instrument für die Gegenspieler, um dem Partner früh im Spiel oftmals entscheidende Hinweise zu geben. Und das völlig regelkonform!

Die wichtigste Skatregel

Skat ist Sport, daran habe ich überhaupt keinen Zweifel. Und wie jeder Sport ist auch der Skatsport sehr stark reglementiert. Die Internationale Skatordnung findet bei allen Turnieren Anwendung.

Und wie bei jedem anderen Sport auch spielt Fairness beim Skat eine sehr, sehr wichtige Rolle. Und das ist beim Skat – finde ich – weit verbreitet. Die Fairness beim Skat ist so wichtig, dass sie sogar Einzug in die Skatordnung gefunden hat. Und nebenbei ist das die einzige Regel, die durch Fettschrift hervorgehoben wird.

ISkO 4.5.2 Alle Teilnehmer haben sich in jeder Situation fair, sachlich und sportlich zu verhalten und kein fadenscheiniges Recht zu suchen.

Das ist meiner Meinung nach die wichtigste Regel der gesamten Skatordnung. Dass Fairness oftmals weit über die Skatordnung hinaus geht, durfte ich bei einer Qualifikation zur Einzelmeisterschaft „live“ erleben.

Es lief insgesamt nicht besonders. Ich kämpfte um jeden Punkt und kam dennoch nur zu durchschnittlichen Ergebnissen. Auch in der letzten Serie des Tages war das nicht anders. Dann bekam ich nach langer Wartezeit endlich mal ein brauchbares Spiel auf die Hand. Ich drückte und sagte Grand an. Nur hatte ich gar keinen Grand auf der Hand! Vor lauter Freude über das Spiel habe ich mich in der Ansage vertan. Ich korrigierte schnell auf „Kreuz“, mein eigentliches Spiel.

Die Rechtslage ist eindeutig. Meine erste Spielansage zählt und ich wäre zur Durchführung eines Grand-Spiels verpflichtet. Den hätte ich niemals gewonnen. Am Tisch wurde es schlagartig still. Nach mir endlos vorkommenden Sekunden sagte der Spieler in Vorhand: „Na, dann spielen wir mal Kreuz“ und spielte aus. Ich gewann mein Spiel.

Keiner meiner Mitspieler kannte mich näher oder hatte sonst irgendeinen Grund, mir einen Gefallen zu tun. Hätte einer von ihnen auf einen Grand bestanden, dann hätte ich das ohne ein Widerwort akzeptiert und mich vermutlich gestreckt. Die drei Spieler haben auf 30 sichere Punkte verzichtet, weil sie ihre Punkte lieber erkämpfen als durch Regelverstöße geschenkt bekommen wollen.

Ich möchte auch ein solch fairer und sportlicher Skatspieler sein. Und vor diesem Erlebnis war ich mir nicht sicher, wie ich in einer ähnlichen Situation als Gegenspieler reagiert hätte. An diesem Tag habe ich meine eigene Messlatte für Fairness beim Skat noch ein wenig höher gelegt.

Ein anderer Fall, bei dem ich zum Glück auf der anderen Seite saß. Eine etwas unerfahrene Skatspielerin reizte bis 36, schob den Skat ungesehen zu sich und sagte „Kreuz“ an. Vorhand wartete geduldig. Irgendwann fragte ich (in Hinterhand): „Was spielst Du?“. „Kreuz“, wiederholte sie. Nachdem Vorhand sich weiterhin weigerte, eine Karte auszuspielen, ergänzte sie: „Hand“. Dann eröffnete Vorhand das Spiel. Sie kannte die Regel nicht, nach der jede Spielstufe, die gezählt werden will, auch angesagt werden muss. Nach dem Spiel hatten wir sie darauf hingewiesen. Schneider hätte sie uns nie gespielt, ihr Kreuz Hand hatte sie souverän gewonnen.

Ich werfe keinem Spieler etwas vor, der sich in so einer Situation anders verhält. Vorhand hätte ausspielen können und am Ende des Spiels wäre das Spiel als einfaches Kreuzspiel zu Ungunsten der Alleinspielerin abgerechnet worden. Genau wie ich meinen Grand verloren hätte. Man kann niemandem einen Vorwurf machen, der sich an die Regeln hält und bei seinen Mitspielern auf die Einhaltung dieser Regeln besteht.

Aber diese Beispiele zeigen, dass Skat mehr ist als die Summe seiner Regeln. Und ich bezeichne die Spieler an meinem Tisch lieber als „Mitspieler“ statt als „Gegner“.

Die blanke 10

Für den Gegenspieler bedeutet eine blanke 10 oftmals ein Ärgernis. Denn in den meisten Fällen profitiert der Alleinspieler davon (siehe hierzu z.B. den Artikel über den Blender-Grand oder – ein ganz extremes Beispiel – unser Spiel des Monats April 2011).

Für den Alleinspieler ist so eine blanke 10 in der Regel etwas sehr Positives. Er kann 10 Augen drücken und ist anschließend in dieser Farbe frei.

Die blanke 10 spielt aber auch eine entscheidende Rolle, wenn das Blatt des Alleinspielers ziemlich schwach ist. Er kann sich dann nämlich dazu entscheiden, die 10 stehen zu lassen in der Hoffnung, dass der Besitzer des Asses unter dem Ass anspielt, da er die Farbe so lang hat, dass er vermutet, dass der Alleinspieler diese Farbe nicht hat. Das kann sogar soweit gehen, dass der Alleinspieler sich eine 10 erst blank drückt (siehe hierzu zum Beispiel das Spiel des Monats Juli 2011). Wenn die blanke 10 einen Stich macht, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass der Spieler mit dem Ass dieses bei nächster Gelegenheit nachspielen wird, da er eine weitere Karte dieser Farbe beim Alleinspieler vermuten wird.

Eine blanke 10 lässt man natürlich nur dann oben, wenn man sonst kaum eine Chance hat, das Spiel zu gewinnen. Und kommt dann doch das Ass auf den Tisch, dann ist der Sieg vermutlich unmöglich.

Es ist aber erstaunlich, wie oft dieser Bluff funktioniert. Gerade dann, wenn man mit den Spielern schon eine Weile spielt und weiß, dass der eine oder andere seine lange Farbe gerne unter dem Ass anfasst. Wenn dann noch die Farbe, in der man die blanke 10 hat, gereizt wurde, dann kann man sich schon fast sicher sein, dass man seine 10 nach Hause bekommt.

Bei Handspielen funktioniert dieser Bluff übrigens nur selten. Bei Handspielen ist die Bereitschaft der Gegenspieler, auch bei einer langen Farbe ein Ass vorzuspielen, deutlich höher.

Hier sind noch ein paar schöne Beispiele, bei denen die blanke 10 der Schlüssel zum Gewinn des Spiels war:

Übrigens: Ich habe es bislang noch nicht erlebt, dass der Bluff zwei Mal in einer Serie geklappt hätte…

 

Die Auflösung der Advent-Rätsel

Wir haben sehr viele Einsendungen von Lösungen erhalten. Vielen Dank dafür! Leider haben nicht alle Skatspieler an allen Rätseln teilgenommen und natürlich waren auch einige falsche Antworten dabei. Die Gewinner werden benachrichtigt.

Und hier nun die Auflösungen der Skataufgaben:

Skataufgabe zum 1. Advent 2012

Zu Frage 1: Welche Karten muss er drücken, um seinen Grand unabhängig von der Kartenverteilung sicher zu gewinnen?

Der Alleinspieler muss die Karo 10 und das Herz Ass drücken, um seinen Grand sicher zu gewinnen. Das Herz Ass ist hierbei ausschlaggebend. Wird es oben behalten und z.B. eine Pik Lusche gedrückt, dann kann es passieren, dass der Alleinspieler das Herz Ass abgestochen bekommt.

Es ergibt sich z.B. folgender Spielverlauf:

1. Herz 10Karo BubeHerz Ass (23 Augen)

2. Karo KönigHerz BubeKaro 7

3. Pik AssPik 9Herz 7

4. Pik 7Pik 10Karo Ass (44 Augen)

5. Pik KönigHerz KönigPik Bube

6. Kreuz AssKreuz DameHerz 8

7. Kreuz 7Kreuz 10Herz Dame (57 Augen)

8. Kreuz KönigHerz 9Kreuz 8 (61 Augen)

Selbst bei anderer Spielweise des Alleinspielers können die Gegenspieler immer genug Augen einbringen.

Umgekehrt können die Gegenspieler niemals genug Augen erreichen, wenn das Herz Ass gedrück wird. In Kreuz und Pik können jeweils die 10 und der König eingebracht werden (28 Augen). Darauf können die Gegenspieler maximal das Karo Ass, die Herz 10 und zwei Könige schmieren. Macht insgesamt maximal 57 Augen für die Gegenspieler.

Zu Frage 2: Was muss der Alleinspieler drücken und spielen, wenn er sich in Mittelhand befindet, um sein Spiel unabhängig von der Kartenverteilung sicher zu gewinnen?

Angenommen, der Alleinspieler geht hier genauso vor: Er drückt Karo 10 und Herz Ass und spielt Grand. In Mittelhand kann er diesen Grand verlieren. In Mittelhand besteht nämlich die Gefahr, dass er eines seiner schwarzen Asse abgestochen bekommt. Angenommen, er bekommt das Kreuz Ass abgestochen (23 Augen). Daneben gibt er noch weitere 7 Augen in Kreuz und 14 Augen in Pik ab (21 Augen). Auf diese Stiche können die Gegenspieler Karo Ass, Herz 10 und zwei Könige schmieren (29 Augen). Macht insgesamt 73 mögliche Augen. So viele Augen bekommen die Gegenspieler natürlich nicht, bereits im zweiten Stiche müssen einige Augen angeboten werden, damit der Alleinspieler nicht einfach abwirft. Aber sie können das Spiel bei richtiger Spielweise immer gewinnen.

Der Alleinspieler drückt hier also Karo 10 und eine Pik-Lusche und spielt Kreuz. Selbst bei extrem ungünstigem Spielverlauf kommen die Gegenspieler maximal auf 52 Augen. Herz Ass wird mit Kreuz 10 gestochen (31 Augen), die Pik 10 geht mit Karo Ass nach Hause (21 Augen). Da die Kreuz 10 verstochen wurde, machen die Gegenspieler keinen Trumpfstich.

Nachtrag (14:39 Uhr): Es gibt noch andere Lösungen als die genannte. Der Alleinspieler gewinnt z.B. auch wenn er genau so drückt wie in Frage 1 (Karo 10, Herz Ass). Wichtig für die Lösung: Er muss Kreuz spielen, da der Grand verlierbar ist.

Skataufgabe zum 2. Advent 2012

Zu Frage 1:

Der Alleinspieler gewinnt sein Spiel gemäß ISkO 4.1.3:

4.1.3 Unberechtigtes Ausspielen beendet das Spiel. Ist es bereits entschieden, gewinnt die betreffende Partei mit den von ihr bis dahin eingebrachten Augen […].

Das Spiel war noch nicht entschieden und somit gewinnt die Partei, die den Regelverstoß nicht begangen hat, also der Alleinspieler. Es ist dabei unerheblich, dass die Gegenspieler das Spiel gewonnen hätten, wenn der Regelverstoß nicht begangen worden wäre.

Zu Frage 2:

Beide Parteien haben die falsche Anzahl an Karten auf der Hand. Das ist die einzige Situation im Skat, bei der ein Spiel auch nach der Spielansage neu gegeben werden muss. ISkO 3.2.9 regelt das.

3.2.9 Wurden die Karten vergeben, indem sie zahlenmäßig ungleich verteilt sind, ist nur dann noch einmal zu geben, wenn die Beanstandung vor Beendigung des Reizens erfolgte oder wenn beide Parteien eine fehlerhafte Kartenzahl haben […].

Zu Frage 3:

Der Alleinspieler hat sein Spiel gewonnen. Der Spielwert beträgt: Mit 1 Spiel 2 Hand 3 Schneider 4 mal Pik (11) = 44. Damit liegt der Spielwert über dem Reizwert (40) und somit ist das Spiel nicht überreizt.

In solchen Situationen werden gerne folgende Fehler gemacht:

Den Kreuz Buben nicht zu den Spitzen zu zählen (da Hand gespielt wurde) ist falsch. Der Skat gehört auch bei Handspielen dem Alleinspieler und somit zählen auch Trümpfe im Skat zu den Spitzen.

Ebenso wäre es falsch, nur wegen dem Kreuz Buben im Skat anzunehmen, dass das Spiel überreizt wurde. Das Spiel wird am Ende abgerechnet und solange der Spielwert mindestens gleich dem Reizwert ist, hat der Alleinspieler sein Spiel nicht überreizt. Er hat hier also ohne es zu wissen mit stillem Schneider gespielt.

Skataufgabe zum 3. Advent 2012

Das teuerste Spiel, das der Alleinspieler gewinnen kann, ist ein Kreuz ohne 11. Er drückt Pik Ass und Herz Ass (22 Augen). Wenn Pik (10 Augen) und Herz (17 Augen) je einmal läuft und Karo Ass und 10 ebenfalls laufen (oder er auf Karo Ass wenigstens ein Bild bekommt), gewinnt er sein Spiel.

Der Grand ohne 4 würde natürlich genauso gespielt werden, bringt aber nur 120 Punkte (ohne 4 Spiel 5 mal Grand (24) = 120). Das Kreuzspiel ohne 11 bringt 144 Punkte (ohne 11 Spiel 12 mal Kreuz (12) = 144).

Skataufgabe zum 4. Advent 2012

Der Gegenspieler in Mittelhand hat seine Karten gezeigt. Damit muss er alle restlichen Stiche machen. Es genügt nicht, dass seine Partei die restlichen Stiche macht, er ganz persönlich muss alle Stiche machen. ISkO 4.3.5 regelt das.

4.3.5 Ein Gegenspieler darf bei einem Farb- und Grandspiel nur dann offen spielen, wenn er unabhängig von Kartenstand und Spielführung alle weiteren Stiche macht. Andernfalls gehören sie dem Alleinspieler. […]

Damit der Alleinspieler sein Spiel noch gewinnt, muss er also dafür sorgen, dass entweder er oder der andere Gegenspieler (in Hinterhand) noch einen Stich macht.

Er selbst kann keinen Stich mehr machen. Aber wenn er Herz ausspielt (egal ob Dame oder 7), dann macht zwingend der Gegenspieler in Hinterhand einen Stich.

Mittelhand muss die Herz-Karte stechen, sonst geht dieser Stich bereits an Hinterhand. Anschließend kann er den Trumpf und die Karo 10 spielen. Die Karo 7 muss Hinterhand aber übernehmen. Somit gehen alle Stiche seit dem Zeigen der Karten an den Alleinspieler. Da das Spiel zu diesem Zeitpunkt noch nicht entschieden war, gewinnt der Alleinspieler. Der Alleinspieler gewinnt das Spiel übrigens nicht in der Stufe Schneider (ISkO 4.1.4).

Spielt der Alleinspieler Trumpf oder Karo, gewinnen die Gegenspieler. Der Spieler in Mittelhand zieht zwei Mal Trumpf, beim zweiten Mal wirft der Spieler in Hinterhand eine Karo-Karte ab. Die Karo 7 muss er dann nicht übernehmen.

 

Das Skat-Special 2012 4. Advent

Hier nun das letzte Advent-Rätsel unseres Skat-Specials 2012.

Für dieses und die Rätsel zum ersten, zweiten und dritten Advent gilt: Einsendeschluss ist der 31.12.2012!

Skataufgabe zum vierten Advent 2012

Der Alleinspieler spielt Kreuz und ist zum 7. Stich in Vorhand. Der Alleinspieler hat zu diesem Zeitpunkt 58 Augen in seinen Stichen, die Gegenspieler haben 28 Augen.

Die Spieler haben noch folgende Karten auf der Hand:

Alleinspieler in Vorhand (spielt Kreuz):

Kreuz 9Herz DameHerz 7Karo König

Mittelhand:

Kreuz BubeKaro BubeKaro 10Karo 7

Hinterhand:

Herz BubeHerz AssKaro 9Karo 8

Mittelhand ist sich seiner Sache sicher und zeigt seine Karten: „Der Rest geht an uns!“. Was muss der Alleinspieler ausspielen, um sein Spiel zu gewinnen? Und warum?

Lösungen – auch für die anderen drei Advents-Rätsel – bitte wie immer an adventspecial@skat-online.com senden.

Alle Rätsel werden Anfang Januar 2013 aufgelöst. Und dann geben wir natürlich auch die Gewinner bekannt.

Das Skat-Special 2012 3. Advent

Hier die dritte Skataufgabe zum dritten Advent.

Wie immer können auch für die Skataufgabe zum ersten und zweiten Advent noch Lösungen eingereicht werden. Einsendeschluss für alle vier Skataufgaben ist der 31.12.2012!

Skataufgabe zum 3. Advent 2012

Vorhand hat nach der Skataufnahme folgendes Blatt auf der Hand:

Pik AssPik 10Pik KönigPik 7Herz AssHerz 10
Herz 9Herz 8Herz 7Karo AssKaro 10Karo 7

Was ist das teuerste Spiel, das der Alleinspieler gewinnen kann?

Lösungen bitte wie immer an adventspecial@skat-online.com senden!

Das Skat-Special 2012 2. Advent

Hier nun die Skataufgabe zum 2. Advent.

Auch für die erste Skataufgabe können noch Lösungen eingereicht werden. Der Einsendeschluss für alle vier Skataufgaben ist der 31.12.2012.

Diesmal testen wir Eure Regelkenntnisse.

Skataufgabe zum 2. Advent 2012

Frage 1:

Im 8. Stich kommt einer der Gegenspieler falsch raus. Sein Partner hatte eigentlich den 7. Stich gemacht. Die Gegenspieler haben zu diesem Zeitpunkt 59 Augen, der Alleinspieler (er spielt ein Farbspiel) 48 Augen. Der Gegenspieler, der den Regelverstoß nicht begangen hat, hat noch den Kreuz Buben auf der Hand. Wer gewinnt das Spiel?

Frage 2:

Nach dem 7. Stich stellt der Alleinspieler fest, dass er noch vier Karten auf der Hand hat. Er hat aber korrekt zwei Karten gedrückt. Einer der Gegenspieler hat nur noch zwei Karten, der andere hat die richtige Anzahl an Karten auf der Hand. Der Alleinspieler hat zu diesem Zeitpunkt 65 Augen in seinen Stichen. Wie wird verfahren?

Frage 3:

Der Alleinspieler hat als höchsten Trumpf den Herz Buben, reizt bis 40 und spielt Pik Hand. Am Ende hat der Alleinspieler 93 Augen erzielt. Im Skat liegt der Kreuz Bube. Wer gewinnt und wie wird das Spiel abgerechnet?

Schickt Eure Lösungen bitte an adventspecial@skat-online.com.