Der nicht begangene Regelverstoß

Eine häufig gestellte Frage. Ein Gegenspieler begeht einen Regelverstoß, z.B. indem er die ausgespielte Farbe nicht bekennt. Der Alleinspieler kann jetzt das Spiel zu seinen Gunsten beenden. Das Spiel wird dann in der Stufe einfach, also nicht Schneider oder Schwarz, beendet.

Angenommen, die Gegenspieler sind zum Zeitpunkt des Regelverstoßes noch nicht aus dem Schneider und der Alleinspieler sieht gute Chancen, dass er die Gegenspieler Schneider spielen kann. Er kann dann darauf bestehen, dass der Regelverstoß korrigiert und weitergespielt wird.

Und jetzt kommt die häufig gestellte Frage: Muss der Alleinspieler die Gegenspieler dann Schneider spielen?

Nein, muss er nicht. Der Regelverstoß wird einfach korrigiert und es wird weitergespielt, als wäre er nicht begangen worden. Ob die Gegenspieler Schneider werden oder nicht spielt keine Rolle. Aber: Der Alleinspieler kann sein Spiel auch verlieren!

ISkO 4.1.6: Die schuldige Partei ist zum Weiterspiel verpflichtet, wenn es die andere Partei verlangt. Dann zählt der Regelverstoß als nicht begangen.

Im Zweifel sollte man dem geschenkten Gaul also nicht ins Maul schauen sondern den Regelverstoß der Gegenspieler dankend annehmen und das Spiel beenden.

Fadenscheiniges Recht

Die Internationale Skatordnung ist das verbindliche Regelwerk für alle Skatspieler. Und es ist wichtig, dass sich alle Spieler daran halten. Und wenn man einmal gegen eine Regel verstößt, dann steht in der Skatordnung auch, was dann passiert.

Bei vielen Verstößen wird das Spiel zu Gunsten der Gegenpartei beendet, z.B. dann, wenn falsch bedient wird oder ein Spieler falsch ausspielt.

Es gibt aber durchaus Verstöße gegen die Skatordnung, die allein deswegen entstehen, weil sie von einem Gegenspieler provoziert werden. Und für diese Fälle gibt es die wichtigste Regel in der Skatordnung. Spieler haben kein fadenscheiniges Recht zu suchen.

Die Entscheidungssammlung des Internationalen Skatgerichts ist voll mit solchen Fällen. Und ich habe diese Fälle immer mit Begeisterung gelesen, war aber zum Glück noch nie in einer solchen Situation.

Bis vor Kurzem. Da hatte ich einen Spieler am Tisch, der es sich offensichtlich zum Spaß gemacht hat, seine Mitspieler zu Verstößen zu provozieren. Es fing damit an, dass er den Alleinspieler zum Ausspiel aufforderte obwohl dieser gar nicht in Vorhand war. Zu diesem Zeitpunkt hielt ich das noch für ein Versehen, immerhin waren wir ein Dreiertisch, da kommt man schonmal durcheinander. Da der Alleinspieler sich sicher war, nicht in Vorhand zu sein, hat er das „Versehen“ bemerkt.

Später wurde ich zum Alleinspieler. Und da wurde mir klar, dass die Aufforderung zum Ausspiel kein Versehen war. Ich sagte ein Null Ouvert-Spiel an. Noch bevor ich meine Karten hinlegen konnte, spielte der Spieler aus. Ich machte mir nichts daraus und legte meine Karten auf. Der Spieler stellte nun fest, dass ich gegen ISkO 2.2.5 verstoßen habe und verlangte, dass mir das Spiel als verloren abgeschrieben wird.

Bei offenen Spielen hat der Alleinspieler noch vor dem ersten Ausspielen (Anspielen) seine zehn Handkarten aufzulegen. Geschieht das nicht, hat ihn die Gegenpartei dazu aufzufordern. Die Karten müssen deutlich sichtbar, nach Farben gruppiert und in Folge geordnet sein. Ist das nicht der Fall, darf die Gegenpartei die Kartenanordnung korrigieren.

Die Sache hat nur einen Haken. ISkO 2.2.5 ist eine der Regeln, die überhaupt nicht vorsieht, dass man bei einem Verstoß dagegen sein Spiel sofort verliert. Zeige ich bei einem offenen Spiel meine Karten nicht, müssen mich die Gegenspieler zum Zeigen der Karten auffordern.

Nebenbei war das vorschnelle Ausspielen der Karte natürlich nichts anderes als eine ganz linke Nummer. Hätte dieser Skat-Großmeister tatsächlich darauf bestanden, dass ich mein Spiel verlieren müsste, hätte ein Schiedsrichter den Spieler vermutlich verwarnt.

Der Spieler startete noch ein paar vergebliche Versuche, durch fadenscheiniges Recht das Ergebnis zu beeinflussen, alle ohne Erfolg. Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals mit einem solchen Spieler gespielt zu haben. Und ich kann auch in Zukunft gerne drauf verzichten. Das war das erste Mal, dass ich mir eine Ignore-Liste für Offline-Skat-Veranstaltungen gewünscht habe…

Die Seele des Spiels

Es gibt im Skat ja ziemlich viele (Achtung: Wortspiel) Bauernregeln. Eine davon habe ich ja bereits einmal zerlegt. Es gibt aber auch eine, die durchaus sinnvoll ist.

Trumpf ist die Seele des Spiels

Gemäß dieser Regel soll der Alleinspieler möglichst Trumpf spielen, um diese bei seinen Gegenspielern zu klären.

Gerade Skatanfänger neigen dazu, zunächst ihre eigenen Stiche zu sichern und daher erstmal die Asse der Fehlfarben zu spielen. Allerdings riskiert man dabei, dass  die Gegenspieler eines dieser Asse abstechen können. Zudem nimmt man sich die Möglichkeit, wieder billig (das heißt ohne einen eigenen Trumpf zu spielen) an den Stich zu kommen.

Es gibt Situationen, in denen man in Versuchung ist, von dieser Regel abzuweichen. Wenn man z.B. selbst wenig Trumpf hat, möchte man ein blankes Ass vorspielen, damit man die Möglichkeit erhält, die 10 dieser Farbe zu stechen. Aber auch in dieser Situation solle man erwägen, zunächst über Trumpf zu gehen. Spiele ich meine Fehlfarben, dann mache ich meine Gegenspieler sofort darauf aufmerksam, dass ich nicht trumpfstark bin. Sie werden ihre Spielweise schnell darauf einstellen. Zudem grenzt es schon an Leichtsinn, wenn man die 10 einer Farbe nachspielt, in der mir der Alleinspieler im ersten Stich das Ass vorgespielt hat.

Die Regel ist also durchaus sinnvoll. Aber auch hier gibt es – wie immer – Ausnahmen, die die Regel bestätigen.

Angenommen, ich spiele Pik mit diesem Blatt:

Herz BubeKaro BubePik KönigPik DamePik 7
Kreuz AssHerz AssHerz 8Herz 7Karo Ass

Ich sitze in Mittelhand und Vorhand spiel die Herz Dame aus. Ich gehe mit dem Ass an den Stich, Hinterhand legt die Herz 9.

Jetzt kann ich mich dazu entscheiden, zunächst die beiden Fehl-Asse zu spielen. Denn sonst kann Folgendes passieren:

Ich spiele Trumpf und Hinterhand kommt an den Stich. Dieser hatte die Herz Dame zu Dritt angespielt und spielt jetzt Herz 10 und König nach, ich muss zwei Mal bekennen. Hinterhand kann darauf zwei Mal schmieren. Und vielleicht kann er sich sogar von einer Farbe ganz freiwerfen. Vorhand spielt dann diese Farbe aus, ich steige mit dem Ass und Hinterhand kann stechen.

„Trumpf ist die Seele des Spiels“ ist aber durchaus eine Regel, die man sich merken kann.

Der entgangene Spielspaß

Ein Spieler hat sich einmal sehr über Skat-Online geärgert. Er fand es unerträglich, dass ein Spieler sein Spiel gewonnen hat, obwohl er seine Karten gezeigt und danach noch einen Stich abgegeben hat.

Ich habe die Gründe, warum Skat-Online dies erlaubt und warum das meiner Meinung nach kein Verstoß gegen die Internationale Skatordnung ist, ja bereits ausführlich erläutert.

Als ich neulich zufällig über die E-Mail dieses Spielers gestoßen bin (sie ist schon etwas älter), habe ich mir einmal Gedanken darüber gemacht, wie oft sich diese Situation, dass ein Alleinspieler ohne Erklärung seine Karten gezeigt und danach noch einen Stich abgegeben hat, in meinem  („Offline-„)Skatleben bereits ereignet hat.

Ich kam auf zwei Mal. Das eine Mal hat der Alleinspieler wirklich geschlafen und einen Trumpf vergessen. Hätte er seine Karten nicht gezeigt (oder eine zutreffende Erklärung abgegeben), hätte er sein Spiel gewonnen.

Auch bei dem zweiten Mal verlor der Alleinspieler wegen eines Trumpfstichs, den die Gegenspieler noch gemacht haben. In diesem Fall hätte der Alleinspieler aber auch ohne das Zeigen der Karten verloren, wir hatten zu diesem Zeitpunkt bereits 58 Augen. Er wusste das und hat deshalb mit der Aussage „Der Rest ist mir“ die Karten gezeigt. Er hat vielleicht darauf spekuliert, dass die Gegenspieler ihm glauben und die Karten zusammenwerfen…

Selbst wenn ich den ein oder anderen Vorfall vergessen habe, kann ich doch mit Bestimmtheit sagen, dass dies – zumindest bei mir – sehr, sehr selten vorkam. Mich würde sehr interessieren, wie andere Spieler das sehen. Wenn ich der E-Mail des genannten Spielers glauben darf, dann passiert ihm das mehrmals täglich und ist – ich zitiere wörtlich – ein wesentlicher Reiz des Skatspiels.Ich kann das beim besten Willen nicht bestätigen.

Die gezeigte Karte

Der Alleinspieler hat es ja beim Skat schon schwer genug. Er muss sich gegen zwei Spieler behaupten und diese benötigen zum Sieg auch noch ein Auge weniger.

Auch bei Regelverstößen werden dem Alleinspieler mehr Rechte zuerkannt als den Gegenspielern. Wirft der Alleinspieler versehentlich eine seiner Karten auf und zeigt sie seinen Mitspielern, dann bleibt das folgenlos. Passiert das einem Gegenspieler, ist das Spiel sofort zu Gunsten des Alleinspielers beendet.

Ist ja auch logisch: Die aufgedeckte Karte des Alleinspielers nutzt nur den Gegenspielern. Warum sollte man den Alleinspieler also noch zusätzlich bestrafen. Die aufgedeckte Karte des Gegenspielers sieht auch der andere Gegenspieler, somit kennt er schonmal eine Karte seines Spielpartners. Ein klarer Vorteil für die Gegenspieler, der nur dadurch kompensiert werden kann, dass das Spiel an dieser Stelle abgebrochen wird.

Mir wurde jetzt die Frage gestellt, warum dem Alleinspieler mit dem selben Argument nicht noch viel mehr Rechte zugesprochen werden. Angenommen, der Alleinspieler spielt zum ersten Stich auf, obwohl er nicht in Vorhand ist. Gemäß Skatordnung (ISkO 4.1.3) verliert er sein Spiel damit sofort. Wo ist der Unterschied zur versehentlich heruntergefallenen Karte, die der Alleinspieler einfach wieder zurücknehmen kann?

Der Unterschied ist ganz einfach. Wer ausspielt ist in der Skatordnung geregelt. Im ersten Stich ist das der Spieler links vom Kartengeber. In den anderen Stichen spielt der Spieler auf, der den vorherigen Stich gewonnen hat. Gegen diese Regel hat der Alleinspieler mit dem falschen Ausspiel verstoßen. Durch diesen Verstoß verschafft sich der Alleinspieler zudem einen Vorteil. Diesen Vorteil hat er bei der versehentlich gezeigten Karte nicht.

Würde man es dem Alleinspieler erlauben, ein falsches Ausspiel einfach zurückzunehmen, dann könnte er dies mit Absicht jederzeit wiederholen. Bemerkt es niemand, dann hat er einen Vorteil. Fällt es auf, dann passiert ja weiter nichts.

 

Da hast Du Dich geschnitten

Die 10 hat ja bereits in einigen Beiträgen eine wichtige Rolle gespielt.

Nicht selten ist es für den Alleinspieler spielentscheidend, ob es ihm gelingt, den Mitspielern eine 10 „herauszuschneiden“. Bekommt er die 10, gewinnt er, machen die Gegenspieler einen Stich mit der 10, gewinnen sie.

Ich möchte daher ein paar Tipps für das richtige Gegenspiel geben.

Sitzt der Alleinspieler in Hinterhand, ist das Aufspiel entscheidend. Spiele ich eine Farbe an, in der ich selbst die 10 nicht habe (z.B. 7, 8, Dame), dann besteht die Gefahr, dass ich meinem Partner die 10 blank spiele. Also sollte ich von dieser Farbe besser die Finger lassen, es sei denn, es gibt gute Gründe, diese Farbe auszuspielen (z.B. weil mein Partner diese Farbe gereizt hat).

Es ist daher oftmals besser, eine Farbe auszuspielen, bei der ich selbst die 10 habe (z.B. 7, 8, 10). Ich selbst stelle mir die 10 nicht blank und meinem Partner auch nicht.

Bin ich gezwungen, eine Farbe auszuspielen, bei der ich meinem Partner eine 10 blank stellen kann, dann sollte ich die Farbe wählen, in der ich den König habe. Ich sollte diesen dann auch ausspielen. Denn damit der Alleinspieler schneiden kann, muss er diesen Stich den Gegenspielern überlassen. Und vielleicht ist es ihm ja wichtiger, an den Stich zu kommen oder er hat Sorge, dass sein Ass in der Farbe herausgestochen wird.

Angenommen, ich habe die Wahl zwischen zwei Farben. In einer Farbe habe ich 10 und 7 und in der anderen zwischen 8 und 9. Ist es hier besser, von der eigenen 10 wegzuspielen (obwohl sie dann definitiv blank gespielt ist) oder ist die andere Farbe besser? Meiner Meinung nach ist es dann besser von der Farbe mit der 8 und 9 zu spielen, denn hier habe ich wenigstens die Chance, dass ich meinem Partner die 10 nicht blank stelle. Ich weiß aber, dass einige Skatspieler das definitiv anders sehen und in diesem Fall eher zur 7 greifen.

Wenn ich in Mittelhand bin und mein Partner spielt eine Farbe aus, in der ich die 10 einfach besetzt habe, muss ich mich entscheiden, ob ich die 10 oder die andere Karte zugebe. Wenn mein Partner den König in der Farbe ausspielt, kann ich getrost die andere Karte zugeben (siehe oben). Spielt er aber eine niedrigere Karte aus, dann muss ich in der Regel immer die 10 zugeben. Insbesondere dann, wenn meine andere Karte niedriger ist als die, die mein Partner ausgespielt hat.

Der Hintergrund ist der: Sitzt das Ass beim Alleinspieler, dann hat er vermutlich auch noch den König in der Farbe (sonst hätte mein Partner ihn ja ausgespielt). Er kann mir also die 10 schneiden. Dann kann ich sie aber auch gleich zugeben.

Es gibt aber auch noch eine andere Möglichkeit, warum mein Partner diese Farbe ausspielt. Er hat diese Farbe sehr lang, inklusive dem Ass. Er möchte aber das Ass nicht opfern und spielt daher unter dem Ass aus. Wenn ich jetzt auf seine ausgespielte 8 die 7 lege, dann biete ich dem Alleinspieler eine ideale Möglichkeit, eine Karte abzuwerfen. Er würde dadurch nichteinmal die gute Hinterhandposition verlieren. Lege ich dagegen die 10, ist der Alleinspieler eher gezwungen, zu stechen. Und wenn er nicht sticht, ist er immerhin in Mittelhand.

Das zuvor genannte sind natürlich nur Tipps. Es gibt genügend Fälle, bei denen das genaue Gegenteil der richtige Zug ist. Ich hatte ja bereits an anderer Stelle geschrieben, dass Skat viel zu komplex ist, als dass man es in ein paar einfache Regeln gießen könnte.

Jedes Auge zählt…?

Ich bin neulich nach einem Spiel von meinem Mitspieler lautstark kritisiert worden. Ich hätte einen sicheren Stich hergeschenkt.

Das stimmte sogar. Ich hatte in einer Farbe den König zu dritt, der Alleinspieler hatte in dieser Farbe Ass, 10 und Lusche. Als der Alleinspieler seine Trümpfe herunterspielte, habe ich mich irgendwann von diesem König zu dritt getrennt und damit einen sicheren Stich verschenkt.

Aber eigentlich habe ich mir dabei sogar etwas gedacht. Zu dem Zeitpunkt hatte ich nämlich folgende Informationen:

  • Wir hatten 41 Augen erreicht und
  • wir machen nur noch einen einzigen Stich.

Als der Alleinspieler anfing, seine Trümpfe herunterzuspielen, konnte ich mich also getrost von dem König zu dritt trennen. Denn wenn der Alleinspieler wirklich Ass, 10 und eine weitere Karte hat, dann können wir in diesem Stich maximal 18 Augen erzielen (Dame vom Alleinspieler, König von mir, Ass von meinem Partner). Das reicht aber zum Sieg nicht aus. Also hebe ich stattdessen eine 10 oder ein Ass auf in der Hoffnung, dass wir noch einen Stich mit zwei Vollen machen.

Warum mein Partner so erpicht auf einen Stich war, der uns überhaupt nichts genutzt hätte, weiß ich nicht. Soweit ich weiß gibt es beim Skat noch keinen Preis für „maximale-Punkte-Ausbeute“. Aber Haltungsnoten für Skat hatte ja auch ich schonmal an anderer Stelle gefordert.

Was Skat von anderen Spielen unterscheidet

So ziemlich jedes Spiel – egal ob Kartenspiel oder ein anderes – hat nur ein einziges Ziel. Beim Schach ist das Ziel, den gegnerischen König matt zu setzen. Beim Fußball ist es das Ziel, mehr Tore zu schießen als die gegnerische Mannschaft. Beim Backgammon ist es das Ziel, seine Steine als erster „herauszuwürfeln“.

Das Skatspiel ist hier eine der wenigen Ausnahmen. Es gibt eine ganze Menge unterschiedlicher Ziele. Und zudem verfolgen innerhalb desselben Spiels die beteiligten Spieler in der Regel unterschiedliche Ziele.

Je nach Spielverlauf kann es das Ziel eines Alleinspielers sein, das Spiel zu gewinnen, also mehr als 61 Augen zu erreichen. Es kann aber auch das Ziel sein, seine Gegner Schneider oder Schwarz zu spielen. Für die Gegenspieler gibt es in der Regel nur ein einziges Ziel, nämlich das Spiel zu gewinnen.

Aber allein schon das Ziel „Das Spiel gewinnen“ ist auf unterschiedlichen Wegen zu erreichen. In der Regel bedeutet das, 61 bzw. 60 Augen zu erzielen. Ist der Alleinspieler aber gezwungen, die Gegenspieler Schneider zu spielen, dann hat der Alleinspieler von Anfang an das Ziel, 90 Augen oder mehr zu erreichen. Für die Gegenspieler ist dies in der Regel nicht von Anfang an klar, erst während des Spiels ändert sich das Ziel, 60 Augen oder mehr zu erreichen in das Ziel, 31 Augen oder mehr zu erreichen. Wenn die Gegenspieler dies bemerken, ändert sich das weitere Spiel oft signifikant.

Beim Nullspiel sind die Ziele allerdings von Anfang an für beide Parteien klar: Der Alleinspieler muss vermeiden, einen Stich zu machen und die Gegenspieler müssen versuchen, ihn an den Stich zu bringen. Das Ziel wird sich auch das ganze Spiel über nicht ändern.

Mir ist kein einziges Spiel bekannt, das so viele unterschiedliche Ziele in sich vereint und bei dem sich auch während eines einzigen Spiels die Ziele mehrmals ändern können.

Bei den Gegenspielern kommt es übrigens in fast jedem Spiel vor, dass sich ihr Ziel während des Spiels ändert. Zunächst sind sie bemüht, nicht schwarz zu werden, was oftmals recht schnell erreicht wird. Das nächste Ziel ist es, aus dem Schneider zu kommen. Das ist manchmal schon schwieriger. Aber hat man 31 Augen erreicht, dann ist es das nächste – und meist letzte – Ziel, das Spiel zu gewinnen.

Zugegeben habe ich es mir etwas einfach gemacht. Auch bei so ziemlich allen anderen Spielen können sich die Ziele während des Spiels ändern. Steht es beim Fußball in der Halbzeit 4:0, dann kann sich das Ziel für die zurückliegende Mannschaft von „mehr Tore schießen“ auf „vielleicht noch ein Unentschieden erreichen“ ändern. Habe ich beim Backgammon kaum noch eine Gewinnchance und spiele ich um einen Einsatz je Spielstein, dann kann sich mein Ziel auf „möglichst viele Steine herauswürfeln“ ändern. Aber allen diesen geänderten Zielen ist eines gemein: Man kann sie allgemein unter „Schadensbegrenzung“ zusammenfassen. Beim Skat gibt es das natürlich auch.

Das alles macht Skat zu einem faszinierenden Spiel, das viel Abwechslung bietet und immer spannend ist.

Die 39-Augen-Grenze

Wenn die Gegenspieler 39 Augen erreichen, dann tritt eine entscheidende Änderung ein. Diese möchte ich hier vorstellen.

Oftmals ist zu dem Zeitpunkt, an dem die Gegenspieler die 39 Augen erreicht haben, bereits vieles klar. Man weiß – wenigstens ungefähr – welche Karten der Alleinspieler hat. Insbesondere weiß man, wie viele Trümpfe er noch auf der Hand haben muss, denn oftmals sind die Trümpfe das erste, das geklärt wird. Aus der Anzahl der Trumpfkarten ergibt sich automatisch, wie viele Fehlkarten er noch auf der Hand haben muss. Zudem ist die ein oder andere Fehlfarbe in der Regel bereits geklärt.

Aber noch etwas anderes tritt ein, wenn die Gegenspieler 39 Augen (oder mehr) haben: Ein einziger Stich genügt den Gegenspielern zum Sieg.

Nehmen wir folgendes Beispiel:

Ich bin im 7. Stich in Vorhand. Hinterhand spielt Kreuz, ich habe folgende Karten:

Pik 10Pik 8Karo 10Karo König

Das Karo Ass ist bereits gespielt (und wurde vom Alleinspieler gestochen). Ich weiß sicher, dass der Alleinspieler die letzten beiden Trumpfkarten besitzt. Zudem sind noch folgende Karten im Spiel, wobei ich nicht weiß, welche davon beim Alleinspieler und welche bei meinem Partner sitzen:

Pik AssPik KönigPik 9Herz 10

Die Gegenspieler haben nach sechs Stichen 39 Augen.

Die einzig richtige Karte, die ich jetzt ausspielen kann, ist die Pik 10

Hat der Alleinspieler das Pik Ass, wird er sein Spiel immer gewinnen, auch wenn er zu dem Ass noch eine andere Pik-Karte hat. Wir werden niemals die fehlenden 21 Augen erhalten.

Hat er das Ass nicht, dann hat mein Partner das Ass. Und der Alleinspieler hat mindestens eine Pik-Karte auf der Hand. Mit meiner 10 und dem Ass erhalten wir mindestens die uns fehlenden 21 Augen. Es besteht zudem die Möglichkeit, dass der Alleinspieler nur eine einzige Karte der dritten Fehlfarbe hat (da er zusätzlich noch die Herz 10 haben kann), wir müssen also die uns fehlenden Augen in einem einzigen Stich einbringen.

Würde ich ihm die Karo 10 anbieten, dann wird er – wenn er mitgezählt hat – seine Fehlkarte abwerfen.

Also bleibt mir gar nichts anderes übrig, als die Pik 10 auszuspielen und zu hoffen, dass das Ass bei meinem Partner sitzt. Wenn dem nicht so ist, ist das auch nicht schlimm, denn wir sind bereits aus dem Schneider und auf anderem Weg können wir nicht gewinnen.

Auf den ersten Blick sieht das Beispiel so aus, als wäre eine solche Situation sehr selten und eher „theoretisch“. Tatsächlich kommt das aber relativ häufig vor, vor allem, wenn alle Spieler am Tisch gut aufpassen und die Trümpfe und Augen mitzählen. Und nicht selten sind es diese Spiele, die bei einem Turnier die Platzierung entscheidend beeinflussen.

Der verschenkte Stich

Es gibt einen Spielfehler, der leider sehr häufig gemacht wird.

Der Alleinspieler in Vorhand spielt Herz, ich habe in Hinterhand diese Trumpf-Karten:

Karo BubeHerz 10Herz 7

Der Alleinspieler eröffnet mit dem Pik Bauern, mein Partner in Mittelhand gibt die Herz 8 dazu.

Der Fehler, der jetzt gerne gemacht wird, ist, die Herz 7 dazuzugeben. Ich muss zwingend (!) den Karo Bauern zugeben.

Zur Veranschaulichung des Fehlers schauen wir uns die Trumpfkarten an, die mein Partner in Mittelhand hat:

Herz BubeHerz AssHerz 8

Warum muss ich nun den Karo Bauern dazugeben? Nehmen wir einmal an, ich gebe die Herz 7 dazu. Vorhand spielt jetzt den Kreuz Bauern aus. Mein Partner in Mittelhand muss nun vermuten, dass der Alleinspieler auch noch den Karo Bauern hat. Damit muss er das Herz Ass dem Alleinspieler geben, damit er mit dem Herz Bauern noch einen Stich macht.

Zeige ich stattdessen den Karo Bauern, dann kann mein Partner im zweiten Stich getrost den Herz Bauern dazugeben, da sein Ass jetzt der höchste Trumpf ist.

Ich verschenke in Hinterhand auch keinen Stich, denn wenn Vorhand alle drei Bauern hat, dann mache ich ohnehin mit meinem Karo Bauern keinen Stich.

Jetzt machen die Gegenspieler einen Trumpfstich mit 12 oder – schlimmer – vier Augen, obwohl 21 Augen möglich wären.

Übrigens: Lege ich nicht den Karo Bauern, dann muss Mittelhand im zweiten Stich das Herz Ass opfern, um sicher einen Stich mit dem Herz Bauern zu machen. Auch an dieser Stelle wird gerne ein Fehler gemacht und der Spieler in Mittelhand gibt trotzdem den Herz Bauern dazu. Damit gibt er einen sicheren Stich aus den Händen, denn das Ass holt der Alleinspieler dann mit dem Karo Bauern ab.

Jetzt tauschen mein Partner und ich die Positionen, ich sitze in Mittelhand und er in Hinterhand. In diesem Fall darf ich im ersten Stich auf keinen Fall den Karo Bauern dazugeben, sondern muss die Herz 7 bedienen. Denn ich kenne ja die Karten meines Partners nicht und wenn er den Herz Bauern nur zu zweit hat, dann ist es an ihm, mir das mitzuteilen, indem er auf den ersten Stich den Herz Bauern legt. Ich weiß dann, dass ich mit dem Karo Bauern einen Stich machen werde. Es genügt hier, den Karo Bauern im zweiten Stich zu zeigen, da Hinterhand im ersten Stich ja noch keine Entscheidung zwischen Trumpf Ass und Herz Bauern treffen muss.

Es gibt viele weitere ähnliche Kartenkonstellationen. Wichtig ist, dass ich als Mitspieler in Mittelhand prüfe, ob es sinnvoll sein kann, meinem Partner einen hohen Trumpf anzuzeigen, damit er rechtzeitig einschätzen kann, mit welcher Trumpfkarte er einen sicheren Stich machen kann.