Falsche Signale

Vorhand spielte einen Grand und eröffnete mit dem Pik Buben. Mittelhand legte den Herz Buben. Ich hatte keinen Buben und legte eine Lusche.

Dieser Stich sagte sehr viel über das Blatt des Alleinspielers und das meines Partners. Es sagte mir Folgendes:

Vorhand hatte drei Buben, nämlich Kreuz, Pik und Karo. Mein Partner hatte nur den Herz Buben.

Klar: Hätte mein Partner den Kreuz Buben, dann hätte er den Stich übernommen. Hat er nicht, also hat Vorhand den Kreuz Buben. Der Karo Bube liegt auch bei Vorhand. Denn andernfalls hätte mein Partner in Mittelhand den Karo Buben auf den Pik Buben gelegt, nicht den Herz Buben.

Und genau da sollte ich mich irren. Mein Partner hatte durchaus den Karo Buben. Und dieser Irrtum hat uns am Ende das Spiel gekostet. Wir hatten über 50 Augen liegen. Hätte ich geahnt, dass mein Partner noch einen Buben haben könnte, dann hätte ich anders gespielt und wir hätten einen Stich mehr gemacht. Der hätte zum Sieg gereicht.

Nach dem Spiel sprach ich meinen Mitspieler darauf an, dass er mir mit dem Herz Buben ein falsches Signal gesendet hat. „Wieso? Ob ich den Karo oder den Herz Buben lege macht doch keinen Unterschied!“. Eben doch. Der Alleinspieler weiß, welche Buben er hat und welche bei uns liegen. Mein Mitspieler wusste es nach dem ersten Spiel auch. Nur ich konnte nicht wissen, wie die beiden letzten Buben verteilt sind. Wenn es also – aus seiner Sicht – egal ist, welchen Buben er spielt, dann wäre es richtig gewesen, wenn er mir mit dem Karo Buben angezeigt hätte, dass er den Herz Buben auch noch hat.

Noch ein ähnliches Beispiel:

Der Alleinspieler spielt ein Farbspiel. Ich habe in Vorhand in einer Fehlfarbe alle Karten bis auf 7, 8 und Ass. Ich spiele die 9 aus, der Alleinspieler übernimmt mit dem Ass, mein Partner spielt die 8.

Damit ist für mich klar, dass die 7 der Fehlfarbe beim Alleinspieler liegen muss. Er kann sie natürlich gedrückt haben. Aber eins ist klar: Mein Partner hat die 7 nicht, sonst hätte er sie auf das Ass gelegt. Auch hier gilt: 7 und 8 sind gleichwertig. Beide bringen dem Alleinspieler 0 Augen und beide machen sicherlich keinen Stich. Aber die 8 signalisiert: Ich habe die 7 nicht! Die 7 bedeutet: Ich habe vielleicht auch noch die 8. Solche kleinen aber feinen Unterschiede können schonmal den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage – oder Schneider und nicht Schneider – ausmachen.

Beim Skat darf man keine Äußerungen machen, die Auskunft über die eigenen Karten geben (ISkO 4.2.9). Umso wichtiger ist es, seinem Partner durch solche Feinheiten auf erlaubtem Wege möglichst viel über sein Blatt zu verraten.

Was dann?

Gestern bin ich nach langer Zeit endlich mal wieder zum „Offline“-Skatspielen gekommen. Es war eine sehr schöne Runde, auch wenn uns die Hitze nicht gerade zu einem konzentrierten Spiel verleitet hat.

In einem Spiel reize ich ein nettes Spiel ohne 3 bis 36. Ich finde den Kreuz Buben, was mich zum Grand zwingt. Ich war nicht in Vorhand und hatte nur eine lange Farbe in der Beikarte. Ich kann also nur gewinnen, wenn die beiden Bauern verteilt sind (oder einer meiner beiden Mitspieler blank in meine lange Farbe aufspielt, auf so einen Fehler durfte ich aber nicht setzen).

Ich hatte Glück, die beiden Bauern lagen verteilt und ich spielte meine Gegenspieler sogar Schneider. Und mehr als Glück war es nicht, das Spiel war so nicht geplant gewesen und eine Alternative zum Grand gab es nicht. Immerhin durfte ich aufgrund der Reizung darauf hoffen, dass einer der Mitspieler „ohne zwei“ gereizt hat.

Es war wohl die Hitze, die anschließend zu diesem wahrhaft geistreichen Dialog zur Spielanalyse führte:

Mitspieler: „Und was hättest Du gemacht, wenn die Bauern nicht verteilt gewesen wären?“
Ich: „Dann hätte ich das Spiel verloren.“

Na, damit war doch alles gesagt.

Skat in Zahlen (2)

Nachdem ich mich im letzten Beitrag hauptsächlich auf den Anteil der Grandspiele konzentriert habe, möchte ich in diesem Beitrag noch ein paar weitere Zahlen nachreichen.

Analysiert wurden alle in den letzten Jahren im Turnierbereich gespielten Spiele, insgesamt 17.967.106 Stück. Die Zahlen weichen von den Zahlen im letzten Beitrag ab, da ich die Zahlen anders aufbereite (eingepasste Spiele sind in der Gesamtbetrachtung ausgenommen). Zudem sind inzwischen ein paar tausend Spiele hinzugekommen.

Eingepasste Spiele 4,9%
Farbe (Grundwert) insg. gew. verl.
Ingsesamt 95,1% 81,64% 18,36%
Karo 10,7% 77,5% 22,5%
Herz 13,4% 77,7% 22,3%
Pik 16,2% 77,9% 22,1%
Kreuz 21,1% 77,5% 22,5%
Grand 32,2% 91,4% 8,6%
Null 6,4% 70,7% 29,3%
Nullspiele insg. gew. verl.
Null 50,8% 70,7% 29,3%
Null Hand 1,8% 65,7% 34,3%
Null Ouvert 42,8% 86,9% 13,1%
Null Ouvert Hand 4,6% 91,1% 8,9%
Schneider (bei „verl“ = Eigenschneider) insg. gew. verl.
Ingsesamt 23,4% 97,9% 2,1%
Karo 8,7% 96,7% 3,3%
Herz 11,0% 96,9% 3,1%
Pik 13,6% 96,9% 3,1%
Kreuz 17,8% 96,8% 3,2%
Grand 48,9% 99,0% 1,0%
Schwarz (bei „verl“ = Eigenschwarz) insg. gew. verl.
Ingsesamt 1,4% 98,1% 1,9%
Karo 3,0% 93,0% 7,0%
Herz 3,8% 93,8% 6,2%
Pik 4,7% 94,6% 5,4%
Kreuz 6,3% 94,4% 5,6%
Grand 82,2% 99,0% 1,0%
Schneider angesagt insg. gew. verl.
Insgesamt 0,1% 97,4% 2,6%
Karo 1,3% 83,4% 16,6%
Herz 1,7% 82,7% 17,3%
Pik 1,7% 85,9% 14,1%
Kreuz 1,4% 88,4% 11,6%
Grand 93,9% 98,2% 1,8%
Schwarz angesagt insg. gew. verl.
Insg. 0,0%1) 45,3% 54,7%
Karo 1,7% 33,3% 66,7%
Herz 3,9% 43,0% 57,0%
Pik 2,2% 25,0% 75,0%
Kreuz 4,5% 25,0% 75,0%
Grand 87,7% 47,1% 52,9%
Ouvert insg. gew. verl.
Insgesamt 2,7% 94,4% 5,6%
Karo 12,3% 92,5% 7,5%
Herz 13,1% 92,7% 7,3%
Pik 14,3% 92,5% 7,5%
Kreuz 16,1% 92,7% 7,3%
Grand 44,2% 96,6% 3,4%

1) Die exakte Zahl ist 0,0011%. Schwarz angesagte Spiele, die nicht Ouvert gespielt werden, spielen statistisch also überhaupt keine Rolle. Bei den fast 18 Millionen betrachteten Spielen fielen gerade einmal 179 Stück in diese Kategorie.

Skat in Zahlen

Neulich hat sich ein Spieler bei mir beschwert. Er habe gerade bei Skat-Online eine 24er Serie gespielt. In dieser Serie habe es 9 Grands gegeben, das würde jeglicher Logik widersprechen und er habe so etwas in den vielen Jahren, in denen er Skat spiele, noch nie erlebt.

9 Grands in 24 Spielen fand ich nicht wirklich außergewöhnlich. Ich erinnere mich an eine Serie in einer Qualifikation zur Hessischen Einzelmeisterschaft in der wir in der ersten Hälfte einer 48er Serie von 24 Spielen ganze 22 Grands gespielt hatten. Alle wurden gewonnen.

Beim Skat werden zu jedem Spiel die Karten neu gemischt. Und der Zufall interessiert sich nunmal nicht dafür, wieviele Grands bereits ausgegeben wurden und wer diese bekommen hat. Der Zufall ist beim Skat gedächtnislos. Beim nächsten Spiel ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Grand ausgegeben wird, wieder genau so hoch wie im Spiel davor und im Spiel danach.

Aber wie hoch ist überhaupt die Wahrscheinlichkeit für einen Grand beim Skat? Genau ausrechnen lässt sich das natürlich nicht, denn da spielen noch eine Menge weiterer Faktoren eine Rolle wie die Risikofreudigkeit der Spieler. Zum Glück haben wir aber bei Skat-Online eine große Datenbank mit Daten aus Millionen von Spielen.

Bei einer Analyse über alle im Turnierbereich gespielten Spiele kam ich zu folgender Verteilung:

Eingepasste Spiele 4,97%
Karo 10,19%
Herz 12,67%
Pik 15,39%
Kreuz 20,07%
Grand 30,64%
Null 6,07%

In der Liga-Datenbank waren die Ergebnisse ähnlich, allerdings wird in der Liga etwas defensiver gespielt, so dass die Anzahl der eingepassten Spiele etwas höher (5,23%) und die Anzahl der Grand etwas niedriger (26,49%) war.

Dieses Ergebnis entspricht meinen Erwartungen. Grand ist nunmal das Spiel mit dem höchsten Grundwert und überbietet damit die meisten Null- und Farbspiele. Wenn ein Spieler einen Grand hat, wird er ihn mit großer Wahrscheinlichkei auch spielen. Hinzu kommen die Grands, die gespielt werden, weil ein Spieler sein Farbspiel durch einen Buben im Skat überreizt hat oder wo ein Grand gewagt wird, weil man ein gutes Blatt nicht für einen Null Ouvert hergeben möchte.

Aber sind die Zahlen repräsentativ? Sieht das beim „Offline“-Skat vielleicht ganz anders aus? Natürlich ist es beim Offline-Skat nicht ganz so einfach, ein paar Millionen Spiele zu untersuchen. Glücklicherweise haben Frank Schettler und Günter Kirschbach im Buch Das große Skatvergnügen“ (Amazon Link, leider nur noch gebraucht erhältlich) immerhin 20.000 Spiele ausgewertet (alle Zahlen sind hier auch online verfügbar, vielen Dank an Thomas Kinback für den Hinweis).

Eingepasste Spiele 1,98%
Karo 10.99%
Herz 13,45%
Pik 16,81%
Kreuz 22,06%
Grand 29,99%
Null 6,69%

Die Zahlen sehen sich wirklich ziemlich ähnlich.

Doch nun zurück zu der außergewöhnlichen Serie, bei der 9 von 24 Spiele ein Grandspiel waren. Das entspricht einer Quote von 37,5% und liegt damit tatsächlich über dem Durchschnitt von 30%. Bei einer so geringen Spieleanzahl ist eine Abweichung von 7,5% aber so gering, dass man eher von einer durchschnittlichen Serie sprechen muss. Bereits bei zwei Grands weniger (7 von 24) läge der Grand-Anteil unter der 30%-Marke.

Aber Zufall ist nunmal Zufall. So gibt es bei uns auch 24er Serien, in denen nur ein oder zwei Grands gespielt wurden und genauso gibt es 24er Serien, bei der deutlich mehr als die Hälfte aller gespielten Spiele Grands waren.

Spiele für die Ewigkeit

Jeder leidenschaftliche Skatspieler kennt sie: Die Spiele, die man nie vergisst. Für viele Spieler wird es der erste Grand Ouvert sein, für andere ein gewonnenes Spiel ohne 11.

Ich habe ein paar solcher Spiele. Natürlich kann ich mich nicht an jedes noch bis ins Detail erinnern.

Ein Spiel weiß ich allerdings noch ziemlich gut. Nach dem Aufnehmen hatte ich diese Karten auf der Hand:

Pik BubeKreuz AssKreuz 7Pik AssPik 10Pik 9
Pik 7Herz AssHerz 7Karo AssKaro 9Karo 7

Ich entschied mich für einen Grand und drückte neben dem Pik Ass den Pik Buben, zum Schluss kam ich auf 62 Augen. Dank dem gedrückten Pik Buben.

Heute wäre das vermutlich kein besonderes Spiel mehr. Man erkennt ziemlich schnell, dass hier der Pik Bube gedrückt werden muss. Wenn alle Farben laufen erhalte ich mit dem gedrückten Pik Ass nämlich schlimmsten Falls 60 Augen (je 11 auf Kreuz und Herz, 13 auf Pik und 14 auf Karo). Wenn ich den Pik Buben nicht drücke, muss ich ihn also verstechen, das ginge nur auf das blank gedrückte Herz oder Kreuz Ass, wobei ich mir nur eines der beiden blank drücken kann. Wenn ich aber bei einem Grand keinen Buben sondern meine Vollen ziehe, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass mein Bube gezogen wird, sobald ich vom Stich gehe.

Ich nehme mir natürlich die Möglichkeit, noch eine hohe Karte zu stechen, wenn meine Pik 10 abgestochen wird. Aber dann sind meine Gewinnchancen auch mit dem Buben auf der Hand ohnehin äußerst gering. Also sichere ich mir die zwei Augen um für den Fall, dass jede Farbe läuft, das Spiel sicher nach Hause zu bringen.

Was sind Eure „Spiele für die Ewigkeit“? An welche Spiele erinnert Ihr Euch gerne zurück? Ich bin gespannt!

Von Assen lassen

Eine weitere Skat-Bauernregel.

Beim Grand spielt man Asse!

Wenn ein Gegenspieler in Vorhand ist, soll man beim Grand also möglichst Asse ausspielen. Ziel ist, den Alleinspieler möglichst schnell trumpffrei zu spielen. Beim Grand gibt es nur die vier Buben als Trumpf, muss der Alleinspieler einstechen und noch Buben bei den Gegenspielern ziehen, wird er schnell trumpfarm oder sogar -frei. Insbesondere dann, wenn der Alleinspieler nur zwei Buben hat oder ihm der Kreuz Bube fehlt, kann das Spiel schnell spannend werden.

Ein Beispiel: Der Alleinspieler in Mittelhand spielt Grand mit folgendem Blatt:

Pik BubeHerz BubeKaro BubeKreuz 10Kreuz König
Kreuz DameKreuz 9Kreuz 8Pik AssPik Dame

Vorhand spielt ein rotes Ass, der Alleinspieler sticht. Nun muss er zunächst Kreuz klären. Damit kommen die Gegenspieler wieder ans Spiel und spielen dem Alleinspieler ein weiteres Volles vor. Da der Kreuz Bube weiterhin im Spiel ist, muss der Alleinspieler nun über Kreuz versuchen, den Kreuz Buben zu ziehen. Zusätzlich zu dem Pik-Abgeber wird das Spiel ziemlich spannend und ist für den Alleinspieler verlierbar.

Es sieht also so aus, als wäre die Skatregel sehr sinnvoll. Aber natürlich gibt es auch hier Ausnahmen. Bleiben wir beim obigen Beispiel. Wenn Vorhand das Kreuz Ass ausspielt, spielt er dem Alleinspieler damit ins Blatt. Das Spiel des Alleinspielers wird sofort unverlierbar und die Gegenspieler kämpfen nach dem ersten Stich schon nur noch um das „Schneider frei“.

Von blanken oder kurzen Assen sollte man also ggf. die Finger lassen und stattdessen eine lange Farbe, von der das Ass fehlt, ausspielen. Wenn der Partner allerdings genau die Farbe gereizt hat, kann auch ein blankes oder kurzes Ass die richtige Wahl sein.

Zusammengefasst ist dies durchaus eine der sinnvolleren Skatregeln. In vielen Situationen gibt sie genau den richtigen Weg vor. Aber auch diese Regel kennt ihre Ausnahmen und sollte nicht blind und ohne nachzudenken befolgt werden.

Von dieser Regel gibt es übrigens eine mutmaßlich hessische Variante: „Beim Grand spielt man Asse oder man soll’s lasse“. Eine Variante dieser Variante soll die Wichtigkeit der Regel wohl unterstreichen: „Beim Grand spielt man Ässe oder es gibt was auf die Fresse“.

 

Grand, Schneider angesagt

Pech gehabt. Da hat ein Spieler bei einem Turnier ein Bombenblatt auf der Hand. Er bekommt das Spiel, lässt den Skat unbesehen liegen und sagt „Grand, Schneider angesagt“ an. Die Gegenspieler machen 20 Augen.

Die Ansage „Schneider angesagt“ ist nur bei vorherigen Handspielen möglich (ISkO 5.2.1). Den Skat hat der Spieler zwar nicht angesehen, er hat es aber versäumt, das Handspiel auch anzusagen. Damit wird die Stufe auch nicht gewertet. In ISkO 3.4.1 heißt es dazu:

[Die Spielansage] muss vollständig sein, d.h. auch ein Hand- oder Ouvertspiel muss angesagt werden, wenn es als Berechnungsstufe gewertet werden soll.

Da also kein Handspiel vorliegt, ist auch die Ansage „Schneider angesagt“ ungültig und wird nicht gewertet.

Jetzt könnte man argumentieren, dass der Alleinspieler sein Spiel wegen der ungültigen Spielansage automatisch verloren hat. Das ist aber nicht der Fall. ISkO 3.4.4:

Eine Spielansage ist ungültig, wenn sie in einem für alle Mitspieler erkennbaren Widerspruch zu grundlegenden Spielbedingungen steht. Darunter fallen die Ansage eines Handspiels, von offenen Farbspielen, Grand ouvert und Gewinnstufen jeweils nach Skataufnahme. […]

Und weiter in ISkO 3.4.5:

Eine ungültige Spielansage – nicht strafbar – ist sofort zu korrigieren. Dabei muss das angesagte Spiel innerhalb derselben Spielgattung/Farbe erhalten bleiben.

Ausschlaggebend ist hierbei das „nicht strafbar“.

Angenommen, die Gegenspieler wären aus dem Schneider gekommen. Sie hätten sich dann auch nicht darauf berufen können, dass der Alleinspieler Schneider angesagt hat. Denn wenn die Stufe wie oben beschrieben nicht gewertet wird, dann gilt das natürlich auch für die Gegenspieler.

Der Alleinspieler gewinnt also seinen Grand, nicht Hand und nicht Schneider angesagt.

 

 

Der Klügere spielt Kreuz

Ich habe mir neulich online einiges anhören (äh – anlesen) müssen. Ich hatte ein Kreuz gespielt und meine Gegenspieler wurden schwarz. Nach dem ersten Stich konnte ich die Karten zeigen.

Das wäre ja ein Riesen-Grand gewesen, den ich da nicht gespielt hätte. Danach fielen noch ein paar unschönere Beschreibungen zu meinen Skat-Künsten und einige Vorschläge zu Spielen, die ich statt Skat besser spielen sollte.

Ich hatte folgendes Blatt in Mittelhand:

Kreuz BubePik BubeHerz BubeKreuz 10Kreuz Dame
Kreuz 9Kreuz 8Kreuz 7Karo AssKaro 10

Gedrückt hatte ich je ein Bild in Pik und Herz.

Das Kreuz-Spiel wird mit großer Wahrscheinlichkeit schwarz, damit erhalte ich 72 Punkte. Der Grand ist nur sehr schwer gewinnbar, wenn die beiden Kreuz-Karten auf einer Hand liegen und keiner der Gegenspieler Kreuz oder Karo ausspielt.

Den Grand gewinne ich also immer, wenn Kreuz König und Ass verteilt sind. Die Chancen dazu liegen bei 50%. Sind sie auf einer Hand gewinne ich dann, wenn einer der beiden Gegenspieler Kreuz oder Karo ausspielt oder ich genügend Augen stechen kann, um mit den 7 Augen im Skat und Karo Ass und 10 gewinnen zu können. Grob geschätzt würde ich sagen dass man den Grand in sechs, vielleicht sieben von zehn Spielen gewinnt.

Das bedeutet, dass ich ihn in drei oder vier von zehn Spielen verlieren und mir dann 192 Nasse einfahren werde. Und wenn ich ihn gewinne bringt mir das gerade einmal 24 Punkte mehr als der todsichere Kreuz schwarz.

Ich bin mir nicht sicher, wer von uns beiden zukünftig besser Mau Mau spielen sollte…

 

Das unverlierbare Spiel

Es gibt Spiele, die sind von Anfang an unverlierbar. Ein Beispiel ist z.B. das gemauerte Spiel, das in Vorhand immer ein unverlierbarer Kreuz Hand ist:

Kreuz BubePik BubeHerz BubeKaro BubeKreuz Dame
Kreuz 9Kreuz 7Pik AssHerz 7Karo König

Man gerät hier leicht in Versuchung, den Skat aufzunehmen. Zum einen, da man die Hoffnung hat, aus dem Spiel einen Grand zu machen (was ziemlich unwahrscheinlich ist), zum anderen aber, da man vielleicht das Bedürfnis verspürt, sich das Blatt „schönzudrücken“. Diese blanke Herz-Lusche und der blanke Karo König stören einfach die Optik.

Diesem Impuls sollte man widerstehen und sich lieber kurz die Zeit nehmen um zu überprüfen, ob man das Spiel denn überhaupt verlieren kann. Im obigen Beispiel ist das einfach. Die Gegenspieler machen zwei Stiche und können damit maximal auf 46 Augen kommen (zwei Asse, zwei 10er und der Karo König).

Ich bin mir sicher, dass viele Spieler dieses Spiel nicht aus der Hand spielen. Die Neugier auf das, was im Skat liegen könnte, ist einfach zu groß. Und wie sehr würde man sich ärgern, wenn am Ende dann doch das Kreuz Ass liegen würde. Aber hier sollte man sich kurz die Wahrscheinlichkeit vor Augen führen. Von 231 möglichen Findungen ist bei gerade einmal 21 Findungen das Kreuz Ass enthalten. Nehme ich noch die Findung von Herz und Karo Ass dazu (auch wenn der Grand theoretisch verlierbar ist), dann finde ich mit einer Wahrscheinlichkeit von gerade einmal 9,5% zum Grand. Und verzichte damit auf 12 sichere Punkte durch das Handspiel.

Bei anderen Spielen ist nicht ganz so schnell ersichtlich, dass man ein unverlierbares Spiel auf der Hand hat. Bestes Beispiel ist der „Klassiker“ unter den in Vorhand unverlierbaren Spielen:

Kreuz BubePik BubeKreuz AssKreuz 10Pik Ass
Pik 10Herz 8Herz 7Karo 8Karo 7

Nicht wenige Skatspieler reizen dieses Spiel gerade einmal bis 27. Und nehmen den Skat auf, wenn sie das Spiel bekommen. Dabei ist der Grand Hand in Vorhand unverlierbar. Auch hier bietet es sich an zu überlegen, wie viele Augen die Gegenspieler bekommen können. In vier Stichen sind das zwei Asse, zwei 10er und vier Könige. Macht 58 Augen.

Es lohnt sich also, insbesondere bei den guten Spielen genau hinzuschauen, ob ich nicht ein von vornherein unverlierbares Spiel auf der Hand habe. Durch das Handspiel kann man sich einige zusätzliche Punkte sichern.

Update 19:00 Uhr:

Christoph schreibt auf Facebook korrekterweise, dass ich bei der Bewertung des Kreuz Hand-Spiels die Schneider- und Schwarz-Möglichkeit außer acht gelassen habe. Das stimmt, weswegen ich das hier gerne ergänze.

Bei 21 möglichen Findungen ist das Kreuz Ass enthalten und ich kann einen sicheren Grand spielen. Bei weiteren 18 Findungen wird das Kreuzspiel schwarz oder ich habe ebenfalls einen Grand (z.B. Kreuz 10, 8 oder Pik 10, Herz Ass).

Finde ich nur ein Kreuz oder ein Ass oder die Pik 10 wird das Kreuzspiel auf jeden Fall Schneider und das Spiel ist damit genauso teuer wie das Kreuz Hand. Dafür gibt es insgesamt 90 weitere mögliche Findungen. Hinzu kommt die Findung von Karo bzw. Herz 10 und König, bei denen das Spiel mit großer Wahrscheinlichkeit Schneider wird. Macht insgesamt 92.

Das bedeutet: In 17% aller Fälle wird das Spiel nach der Findung teurer als durch das Handspiel (Grand oder Kreuz schwarz). In 40% aller Fälle wird das Spiel nach der Skataufnahme sicher Schneider und ist damit genauso teuer wie das Handspiel.

Damit wird bei mehr als jedem zweiten Spiel (57%) das Spiel nach Skataufnahme genauso teuer oder teurer als das Handspiel. Bleiben 43% der Spiele, bei denen ich auf die 12 sicheren Punkte durch das Handspiel verzichte.

Ich muss meine Aussage oben, dass dieses Spiel besser immer aus der Hand gespielt wird, revidieren.

Der Grand, der (vielleicht?) keiner ist

Folgendes Blatt in Vorhand:

Kreuz BubeKaro BubeHerz AssHerz KönigHerz Dame
Herz 9Herz 7Karo AssKaro 10Karo 7

Auf den ersten Blick ein gutes Blatt. Ein todsicherer Grand. Oder?

Der Grand wird immer genau dann sicher gewonnen, wenn entweder die beiden restlichen Bauern verteilt sind oder die Herz 10 blank sitzt. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird der Grand dann sogar Schneider. Liegen aber sowohl die Bauern auf einer Hand und die Herz 10 ist nicht blank, dann wird es schwierig, dieses Spiel zu gewinnen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass sowohl die Bauen als auch die beiden Herzkarten auf einer Hand sitzen, liegt bei weniger als 25% (50% für die Bauern, 50% für die Herzkarten und durch den Skat, in dem ja auch noch Bauern und/oder Herz liegen können, kommen wir auf unter 25% Gesamtwahrscheinlichkeit).

Aber selbst dann habe ich das Spiel ja noch nicht verloren. Ich habe immerhin zwei Bauern, drei Volle und bin in Vorhand.

Bei einem Grand, bei dem Bauern und Herz auf einer Hand sitzen, mache ich aus eigener Kraft mindestens 41 Augen:

Ich spiele Kreuz Bauer, darauf fällt Herz Bauer und eine Lusche (+4). Herz Ass wird mir abgestochen, Hinterhand legt natürlich die Herz 8 drauf. Mir wird ein schwarzes Ass angeboten (wieder mit einer Lusche), das ich steche (+13). Jetzt spiele ich noch Karo Ass und 10, auf das ich mindestens die Karo Dame bekomme (+24).

Für ein Blatt, das auf den ersten Blick so gut aussieht, sind 41 Augen nicht allzu viel. Aber ich mache schlimmstenfalls gerade einmal vier Stiche!

Das Blatt ist also ein klassischer Blender. Es gaukelt mir einen großartigen Grand vor. Eine todsichere Sache ist der Grand aber auf keinen Fall.

Immerhin: In mindestens drei von vier Fällen ist der Grand unverlierbar und wird mit großer Wahrscheinlichkeit sogar Schneider gespielt. Und selbst im „Fall der Fälle“ habe ich den Grand noch lange nicht verloren. Ich erreiche mindestens 41 Augen aus eigener Kraft, zusätzlich zu den Karten im Skat. Sobald ich mehr Augen zum Stechen angeboten bekomme oder die Karokarten besser verteilt sitzen, kann ich kaum noch verlieren.

Ich möchte aber an diesem Beispiel zeigen, dass es sich lohnt, jedes Blatt nocheinmal genau anzuschauen, bevor man sich blenden lässt und plötzlich mit einem verlorenen Spiel dasteht.

Ich habe für mich aus diesem Blatt folgende Schlüsse gezogen:

  • Bei einem Preisskat oder Clubabend werde ich damit immer einen Grand reizen und spielen.
  • Ich werde beim Grand immer in den Skat schauen. Ich muss wissen, was und wie viele Augen im Skat liegen, damit ich im „Fall der Fälle“ genau weiß, wann ich gewonnen habe.
  • Bei einem Liga-Spiel oder Mannschaftswettbewerb werde ich vermutlich nur das unverlierbare Herz Hand spielen. Wenn mich aber einer der Gegenspieler über die 30 hebt, werde ich auf Grand gehen (immerhin steigt damit auch die Wahrscheinlichkeit, dass er „ohne 2“ reizt und damit die Bauern verteilt sind).

So, und jetzt könnt Ihr mich einen Feigling nennen.