Skatspieler sind abergläubig. Und wie! Egal ob blutiger Anfänger oder knallharter Profi. Ein bisschen Aberglaube steckt in (fast) jedem.
Ich bin Informatiker und Mathematiker. Und Atheist. Ich bin nicht abergläubig. Aber beim Skat…
Der Aberglaube äußert sich meist dann, wenn nichts läuft. Man sitzt da und schaut den anderen Spielern bei ihren schönen Spielen zu. Und dann beginnt es. Der Skatspieler ändert sein Verhalten und greift zum „Skat-Voodoo“.
„Einen Grand Hand nimmt man geschlossen auf.“
Die ganze Zeit wurden die Karten aufgenommen, wie der Geber sie verteilt hat. Jetzt bleiben die Karten liegen, bis jeder Spieler alle seine Karten hat. Da muss das Blatt doch besser werden.
Vor dem Abheben werden nochmal die Finger gestreckt, bis die Knochen knacken. Und dann muss man natürlich mal mit links abheben, wenn man zuvor die ganze Zeit mit rechts abgehoben hat. Was soll da jetzt noch schief gehen?
Die Rituale, die in solchen Situationen durchexerziert werden, sind zahlreich. Man dreht den Stuhl herum, setzt seine Baseballkappe falsch herum auf und geht sich buchstäblich die Hände waschen.
Als rational denkender Mensch weiß ich, dass das alles nichts nützt. Der Wahrscheinlichkeit ist es völlig egal, mit welcher Hand ich abhebe oder welches Kleidungsstück ich wierum anhabe. Aber Schaden kann es ja schließlich auch nicht. Und es vermittelt wenigstens das Gefühl, aktiv gegen einen Zustand ankämpfen zu können, den man eigentlich gar nicht beeinflussen kann.
Bei Spielern, die einen Lauf haben, sind solche heidnischen Rituale deutlich seltener anzutreffen. Es gibt mal einen Protest, wenn ein Mitspieler mit weniger Kartenglück ein neues Kartenspiel fordert oder man hält den Harndrang etwas länger zurück, da man Sorge hat, durch den Gang zur Toilette würde der Lauf unterbrochen. Bei einem Lauf ist man also eher versucht, nichts zu unternehmen, was ihn unterbrechen könnte. Das kann selbst den stärksten Raucher dazu veranlassen, seinen sinkenden Nikotinspiegel noch ein Weilchen länger zu ertragen.
Aber ich bin ja nicht abergläubig. Ich habe daher auch gar keine solchen nutzlosen Rituale. Wenn es bei mir nicht läuft, dann ertrage ich das wie ein Mann.
Eine so richtig schlechte Serie habe ich ohnehin nur ganz selten. Und natürlich auch nur dann, wenn meine Glückssocken gerade in der Wäsche sind.