Skat ist ein Spiel vieler Gesten und Emotionen. Und dieser Faktor wird beim Skat oft unterbewertet. Denn man kann sich diese Gesten und Emotionen zu Nutze machen.
Bei den Gesten geht es insbesondere um das „Lesen“ seiner Mitspieler. Ein Spieler sendet während eines Spiels sehr viele Signale aus. Man sollte diese nicht ignorieren, sondern aktiv in seine Spieltaktik einbeziehen.
Ein einfaches Beispiel: Spieler A reizt Spieler B. Als A 22 reizt, zögert B und sagt dann ja. A reizt 23, B sagt sofort ja. Bei 24 passt B. A nimmt auf, drückt und sagt Kreuz an.
Bin ich Partner von Spieler B, so kann mir das Zögern von B bei der Reizung Informationen über das Blatt von Spieler B geben. Habe ich wenig oder keine Trümpfe auf der Hand, dann haben A und B vermutlich beide ein Kreuzspiel gereizt. Bin ich in Vorhand, dann ist Pik eine Farbe, die ich gut ausspielen kann, denn auf Grund des Zögerns von B bei der 22er Reizung ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass mein Partner diese Farbe lang hat. Ich kann deshalb auch dann Pik ausspielen, wenn ich die Farbe kurz habe.
Als Gegenspieler habe ich natürlich ein besonderes Augenmerk auf den Alleinspieler. Lässt er sich viel Zeit beim Drücken, dann weist sein Blatt vielleicht in den Fehlfarben Schwächen auf. Ich konzentriere mich während des Spiels dann darauf, diese Schwächen herauszufinden und für mich zu nutzen. Wirkt der Alleinspieler während des Spiels ungewohnt konzentriert, kann das ebenfalls auf ein schwaches Spiel hindeuten.
Umgekehrt kann ich bewusst falsche Signale aussenden. Angenommen, ich bin Alleinspieler und in Mittelhand. Vorhand spielt eine Lusche einer Fehlfarbe aus. Ich habe zu dieser Farbe eine blanke Lusche, die 10 dazu habe ich gedrückt. Wenn ich nun ein wenig zögere, so als ob ich überlegen würde, welche Karte ich nun zugeben soll, dann kann Hinterhand das dahingehend interpretieren, dass ich in dieser Farbe noch weitere Karten auf der Hand habe. Und er begeht dann vielleicht die Todsünde und schnippelt. Mit etwas Glück spielt er sogar gleich das Ass der Farbe hinterher. Dieser Bluff funktioniert sogar relativ häufig.
Habe ich hingegen die 10 behalten und vermute ich das Ass dazu bei Hinterhand, dann sollte ich nicht lange zögern sondern die Lusche ganz schnell bedienen. Hinterhand wird dann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das Ass zugeben (denn auf den Partner sollte man nicht schnippeln).
Solche falschen Signale sind sehr hilfreich und man sollte sie auch dann einsetzen, wenn die Mitspieler schon einmal darauf hereingefallen sind. Denn man wird dadurch nur sehr schwer berechenbar. Muss ich dann bei einem Zug wirklich einmal überlegen, dann wissen die Gegenspieler nicht, wie sie dieses Zögern interpretieren sollen.
Es gibt natürlich noch viele weitere Signale, die in der Regel sehr viel dezenter und nicht so leicht zu interpretieren sind. Oftmals erkennt man erst viele Spiele später, wie so ein Signal zu deuten ist. Und oftmals kommt man zu dem Ergebnis, dass ein vermeintliches Signal überhaupt nichts bedeutet.
Beim Online-Skat sind die Möglichkeiten, Gesten zu lesen oder selbst auszusenden, stark eingeschränkt. Hat ein Spieler bei 22 gezögert oder war seine Verbindung einfach nur schlecht? Dennoch funktioniert auch hier der Trick mit der falschen Verzögerung ganz gut, zumindest dann, wenn vorher das Spiel sehr zügig verlief.
Doch nun zu den Emotionen. Die spielen beim Skat meiner Meinung nach eine viel größere Rolle als die Gesten. Zumindest sind sie vielfältiger und häufiger.
Die häufigste Emotion ist Wut. Wut über schlechte Karten, Wut über eigene Spielfehler oder die des Spielpartners. Diese Wut dürfte jeder Skatspieler irgendwann einmal empfinden. Wie sie sich äußert ist wiederum völlig unterschiedlich. Von gar nicht bis zur Androhung von körperlicher Gewalt habe ich bereits alles erleben dürfen müssen. Und mir sind einige Fälle bekannt, bei denen es nicht bei der Androhung von Gewalt geblieben ist (bin ich der einzige, der für ein Alkoholverbot bei Skatveranstaltungen ist?).
Ich bin eher der „gar nicht“-Typ und denke, dass mir das meistens Vorteile bringt.
Es gibt Spieler, die regen sich über – vermeintliche – Spielfehler so auf, dass sie noch Spiele später auf 180 sind. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man sich in diesem Zustand noch ordentlich konzentrieren kann. Und nicht selten verlieren diese Spieler in so einer Phase dann auch unnötigerweise ihre eigenen Spiele, was dann zum nächsten Wutausbruch führt.
Während mich solche Wutausbrüche wenig bis gar nicht beeindrucken, so gibt es eine andere Kategorie Spieler, die mich – leider – regelmäßig auf die Palme bringt. Ich will diese mal vorsichtig als „Lehrmeister zur Kompensation eigener skatspielerischer Inkompetenz“ kategorisieren. Leider schaffen es solche Spieler durchaus, meine Konzentration nachhaltig zu stören.
Positive Emotionen gibt es beim Skat wie ich finde seltener und in der Regel sind sie eher dazu geeignet, die negativen Emotionen bei den Mitspielern zu wecken. Aber wenn man einen Lauf hat oder ein schwieriges Spiel durch einen guten Bluff gewonnen hat, dann darf man sich meiner Meinung nach auch ruhig einmal darüber freuen. Und wenn man den richtigen Tisch hat, freuen sich die Mitspieler auch mit.