Von Assen lassen

Eine weitere Skat-Bauernregel.

Beim Grand spielt man Asse!

Wenn ein Gegenspieler in Vorhand ist, soll man beim Grand also möglichst Asse ausspielen. Ziel ist, den Alleinspieler möglichst schnell trumpffrei zu spielen. Beim Grand gibt es nur die vier Buben als Trumpf, muss der Alleinspieler einstechen und noch Buben bei den Gegenspielern ziehen, wird er schnell trumpfarm oder sogar -frei. Insbesondere dann, wenn der Alleinspieler nur zwei Buben hat oder ihm der Kreuz Bube fehlt, kann das Spiel schnell spannend werden.

Ein Beispiel: Der Alleinspieler in Mittelhand spielt Grand mit folgendem Blatt:

Pik BubeHerz BubeKaro BubeKreuz 10Kreuz König
Kreuz DameKreuz 9Kreuz 8Pik AssPik Dame

Vorhand spielt ein rotes Ass, der Alleinspieler sticht. Nun muss er zunächst Kreuz klären. Damit kommen die Gegenspieler wieder ans Spiel und spielen dem Alleinspieler ein weiteres Volles vor. Da der Kreuz Bube weiterhin im Spiel ist, muss der Alleinspieler nun über Kreuz versuchen, den Kreuz Buben zu ziehen. Zusätzlich zu dem Pik-Abgeber wird das Spiel ziemlich spannend und ist für den Alleinspieler verlierbar.

Es sieht also so aus, als wäre die Skatregel sehr sinnvoll. Aber natürlich gibt es auch hier Ausnahmen. Bleiben wir beim obigen Beispiel. Wenn Vorhand das Kreuz Ass ausspielt, spielt er dem Alleinspieler damit ins Blatt. Das Spiel des Alleinspielers wird sofort unverlierbar und die Gegenspieler kämpfen nach dem ersten Stich schon nur noch um das „Schneider frei“.

Von blanken oder kurzen Assen sollte man also ggf. die Finger lassen und stattdessen eine lange Farbe, von der das Ass fehlt, ausspielen. Wenn der Partner allerdings genau die Farbe gereizt hat, kann auch ein blankes oder kurzes Ass die richtige Wahl sein.

Zusammengefasst ist dies durchaus eine der sinnvolleren Skatregeln. In vielen Situationen gibt sie genau den richtigen Weg vor. Aber auch diese Regel kennt ihre Ausnahmen und sollte nicht blind und ohne nachzudenken befolgt werden.

Von dieser Regel gibt es übrigens eine mutmaßlich hessische Variante: „Beim Grand spielt man Asse oder man soll’s lasse“. Eine Variante dieser Variante soll die Wichtigkeit der Regel wohl unterstreichen: „Beim Grand spielt man Ässe oder es gibt was auf die Fresse“.

 

Die gezeigte Karte

Der Alleinspieler hat es ja beim Skat schon schwer genug. Er muss sich gegen zwei Spieler behaupten und diese benötigen zum Sieg auch noch ein Auge weniger.

Auch bei Regelverstößen werden dem Alleinspieler mehr Rechte zuerkannt als den Gegenspielern. Wirft der Alleinspieler versehentlich eine seiner Karten auf und zeigt sie seinen Mitspielern, dann bleibt das folgenlos. Passiert das einem Gegenspieler, ist das Spiel sofort zu Gunsten des Alleinspielers beendet.

Ist ja auch logisch: Die aufgedeckte Karte des Alleinspielers nutzt nur den Gegenspielern. Warum sollte man den Alleinspieler also noch zusätzlich bestrafen. Die aufgedeckte Karte des Gegenspielers sieht auch der andere Gegenspieler, somit kennt er schonmal eine Karte seines Spielpartners. Ein klarer Vorteil für die Gegenspieler, der nur dadurch kompensiert werden kann, dass das Spiel an dieser Stelle abgebrochen wird.

Mir wurde jetzt die Frage gestellt, warum dem Alleinspieler mit dem selben Argument nicht noch viel mehr Rechte zugesprochen werden. Angenommen, der Alleinspieler spielt zum ersten Stich auf, obwohl er nicht in Vorhand ist. Gemäß Skatordnung (ISkO 4.1.3) verliert er sein Spiel damit sofort. Wo ist der Unterschied zur versehentlich heruntergefallenen Karte, die der Alleinspieler einfach wieder zurücknehmen kann?

Der Unterschied ist ganz einfach. Wer ausspielt ist in der Skatordnung geregelt. Im ersten Stich ist das der Spieler links vom Kartengeber. In den anderen Stichen spielt der Spieler auf, der den vorherigen Stich gewonnen hat. Gegen diese Regel hat der Alleinspieler mit dem falschen Ausspiel verstoßen. Durch diesen Verstoß verschafft sich der Alleinspieler zudem einen Vorteil. Diesen Vorteil hat er bei der versehentlich gezeigten Karte nicht.

Würde man es dem Alleinspieler erlauben, ein falsches Ausspiel einfach zurückzunehmen, dann könnte er dies mit Absicht jederzeit wiederholen. Bemerkt es niemand, dann hat er einen Vorteil. Fällt es auf, dann passiert ja weiter nichts.