Den Grand nicht erkannt

Ich habe ganz klar einen Grand nicht erkannt. So jedenfalls kommentierte ein Mitspieler mein Pikspiel.

Ich hatte folgendes Blatt in Mittelhand:

Herz Karo Pik Pik 10Pik
Pik Pik Pik Pik Herz

Natürlich wurden die Gegenspieler Schneider.

Ich ging davon aus, dass der Mitspieler, der dies für einen lupenreinen Grand hielt, irgendetwas in dem Spiel verpasst hat. Vielleicht hat er bei mir einen dritten Bauern gesehen oder er ging davon aus, dass ich in Vorhand und nicht in Mittelhand war. Also zeigte ich ihm mein Blatt.

Er blieb dabei. Er würde damit auf jeden Fall einen Grand spielen.

Klar, man muss ja nicht jedes Spiel gewinnen.

Wer drücken kann ist klar im Vorteil

Der Alleinspieler hat einen kleinen, oft aber entscheidenden Vorteil gegenüber den beiden Gegenspielern. Er darf zwei Karten drücken. Und die beiden Gegenspieler erfahren erst während des Spiels, welche Karten das denn waren. Gerade bei einem Null Ouvert kann das sehr hilfreich sein.

Erst kürzlich hatte ich wieder eine ähnliche Situation. Nach der Findung war ich zu einem Null Ouvert gezwungen, mit diesen Karten in meiner „schwachen“ Farbe:

Karo Karo 10Karo Karo

Die 8 dazu hatte ich auch, habe sie aber gedrückt. Es kam, wie ich gehofft hatte. Der Spieler mit der Karo 7 spielte diese aus in der Annahme, sein Partner hätte die 8. Dieser musste übernehmen und ich gewann mein Spiel.

Der Spieler hat sich sehr geärgert, allerdings nur über sich selbst. Sein Partner hatte den Karo König blank und es hätte über eine andere Farbe die Möglichkeit gegeben, ihn abzuwerfen.

Daher mein Tipp: Schaut Euch bei einem Null Ouvert das Spiel in Ruhe an. Ihr kennt 20 der 32 Karten, damit lässt sich in der Regel eine Menge anfangen. Und ganz wichtig: nichts überstürzen. Geht davon aus, dass der Alleinspieler die für Euch ungünstigsten Karten gedrückt hat und stellt Euch darauf ein. In diesem Spiel hätte der Spieler mit der Karo 7 einfach in einer anderen Farbe seinen Partner ans Spiel bringen können. Spielt dieser dann die Karo 8 aus, ist alles gut. Tut er es nicht, wisst Ihr, was der Alleinspieler gedrückt hat und könnt Euch darauf einstellen. Oder er hätte gleich über eine andere Farbe gehen können, um seinem Partner die Möglichkeit zu geben, Karo abzuwerfen. Beides wäre in diesem Spiel möglich gewesen.

Hier die vollständige Kartenverteilung des Spiels:

Alleinspieler (Mittelhand):

Kreuz Kreuz Herz Herz Herz 10
Herz Karo Karo 10Karo Karo

Gedrückt:

Karo Pik

Vorhand:

Kreuz Kreuz Kreuz Kreuz Pik 10
Pik Herz Herz Karo Karo

Hinterhand:

Kreuz 10Kreuz Pik Pik Pik
Pik Pik Herz Herz Karo

Haltung bewahren

Zugegeben, zum Ende des Spiels hin hatte ich einen Fehler gemacht und dadurch einen Stich verschenkt. Aber ich hatte eine gute Entschuldigung dafür. Wir hatten mit dem siebten Stich das Spiel bereits gewonnen! Bei den letzten drei Stichen hatte ich dann nicht mehr so genau hingeschaut.

Mein Mitspieler machte mich auf meinen Fehler aufmerksam. Ich räumte den Fehler ein, betonte aber, dass der Fehler unerheblich war, da wir das Spiel bereits gewonnen hatten.

Darauf käme es ja nicht an, es ginge ja um das richtige Spielen.

Er hat natürlich erstmal recht. Ein Spielfehler ist ein Spielfehler und hätte ich mich verzählt hätte der Spielfehler über Gewinn oder Verlust des Spiels entscheidend sein können. Aber ich hatte mich nicht verzählt. Und beim Skat gibt es nunmal keine Haltungsnoten oder Bonuspunkte für das perfekte Gegenspiel.

Schade, oder? Manchmal wünsche ich mir das. Ihr kennt das bestimmt auch: Man spielt richtig gut, jeder Stich sitzt perfekt und am Ende reicht es dennoch nicht, da das Spiel des Alleinspielers zu stark war. Haltungsnoten beim Skat wären doch genau die Lösung! „Mit 2 Spiel 3, perfektes Gegenspiel zurück auf 2.“

Man wird ja wohl noch träumen dürfen…

Glück gehabt

Die Aufregung war meinem Mitspieler deutlich anzusehen. Ein „Pokerface“ hatte er wahrlich nicht aufgesetzt.

Er war in Hinterhand und fieberte dem Zeitpunkt entgegen, dass er nun endlich mit Reizen drankam. Das war auch schnell der Fall, als ich in Mittelhand 20 reizte, passte Vorhand.

„Hat jemand mehr als einen Grand Ouvert?“ verkündete er dann direkt. Und legte kurz darauf seine Karten offen auf den Tisch. Die Freude wich aber schnell blankem Entsetzen, als er sich sein Blatt etwas besser anschaute. Er hatte neben den vier Buben fünf Herzkarten – und eine blanke Karo 10! In der Aufregung hatte er diese zwischen Herz Ass und Herz König einsortiert und da wir mit einem 2-Farb-Blatt spielten, seinen Irrtum zunächst nicht bemerkt.

Auch wenn es „nur“ ein Clubabend war, ein verlorener Grand Ouvert ist natürlich etwas sehr Ärgerliches – und das nicht nur wegen der 50 Cent Abreizgeld.

Tja, was soll ich sagen. Das Karo Ass lag im Stock und die Herz 10 hatte ich blank…

Der vermeintliche Kartenverrat

Sowas war mir auch noch nicht passiert. Aber irgendwann ist immer das erste Mal. Ich war Gegenspieler und nach dem dritten oder vierten Stich in Hinterhand. Der Alleinspieler spielt irgendeine Fehlfarbe aus, mein Mitspieler übernahm und ich überlegte einen Moment, welche meiner drei Karten der Farbe ich zugebe.

Da wirft der Alleinspieler seine Karten hin. Ich hätte meine Karten verraten, er hätte sein Spiel daher gewonnen. Durch mein Zögern hätte ich ganz klar meinem Partner signalisiert, dass ich wenigstens zwei Karten der Farbe hätte. Und das wäre ganz eindeutig Kartenverrat.

Ich war ziemlich baff. Zugegeben bin ich eher ein schneller Spieler. Aber in diesem Spiel war mir sehr schnell klar, dass wir eine ganz gute Chance hatten, das Spiel zu gewinnen. Und da nehme ich mir durchaus mal etwas Zeit.

Daher antwortete ich dem Alleinspieler, dass ich wohl das Recht hätte, mir auch in Hinterhand ein paar Gedanken über die Karte zu machen, die ich legen möchte. Auch wenn das bedeuten könnte, dass mein Partner in Mittelhand irgendwelche Schlüsse daraus zieht.

Es gäbe an der Stelle nichts zu überlegen, da mein Partner ja den Stich gemacht hätte, wäre klar, dass ich die höchste Karte der Farbe zugeben müsste.

Erstmal hat der Alleinspieler ja nicht ganz unrecht. ISkO 4.2.9 sagt hier:

Alle Mitspieler haben sich jeglicher Äußerungen und Gesten zu enthalten, die geeignet sind, die Karten zu verraten oder den Spielverlauf zu beeinträchtigen. […]

Und tatsächlich verrät mein Zögern etwas über mein Blatt. Hätte ich nur eine einzige Karte dieser Farbe, dann hätte es nichts zum Überlegen gegeben. So aber weiß mein Partner, ich habe noch wenigstens eine weitere Karte dieser Farbe. In bestimmten Situationen kann das tatsächlich spielentscheidend sein.

Andererseits muss es wohl erlaubt sein, auch in Hinterhand einen Moment über die richtige Karte nachzudenken. In der konkreten Situation war das nämlich nicht ganz so einfach, wie der Alleinspieler das behauptete. Er hatte eine Lusche der Fehlfarbe ausgespielt, mein Partner hatte mit dem Ass übernommen. Ich hatte die anderen beiden Luschen und den König. Und da habe ich überlegt, wie wahrscheinlich es ist, dass der Alleinspieler noch die 10 und die Dame der Farbe auf der Hand hat. Dann würde ich mit dem König nämlich noch einen Stich machen. Auch dann, wenn er die 10 gedrückt hat. Hat er weder 10 noch Dame auf der Hand, würde ich aber ggf. wichtige vier Augen verschenken.

Der Alleinspieler bestand auf den sofortigen Spielgewinn. Nicht ganz ohne Grund: Tatsächlich war sein Spiel kaum noch zu gewinnen. Er rief einen Schiedsrichter. Und da die Skatordnung kein Ersatz für den gesunden Menschenverstand ist, hat dieser entschieden, dass kein Regelverstoß vorlag. Zum Glück gibt’s da ja noch ISkO 4.5.2.

Alle Teilnehmer haben sich in jeder Situation fair, sachlich und sportlich zu verhalten und kein fadenscheiniges Recht zu suchen.

Was dann?

Gestern bin ich nach langer Zeit endlich mal wieder zum „Offline“-Skatspielen gekommen. Es war eine sehr schöne Runde, auch wenn uns die Hitze nicht gerade zu einem konzentrierten Spiel verleitet hat.

In einem Spiel reize ich ein nettes Spiel ohne 3 bis 36. Ich finde den Kreuz Buben, was mich zum Grand zwingt. Ich war nicht in Vorhand und hatte nur eine lange Farbe in der Beikarte. Ich kann also nur gewinnen, wenn die beiden Bauern verteilt sind (oder einer meiner beiden Mitspieler blank in meine lange Farbe aufspielt, auf so einen Fehler durfte ich aber nicht setzen).

Ich hatte Glück, die beiden Bauern lagen verteilt und ich spielte meine Gegenspieler sogar Schneider. Und mehr als Glück war es nicht, das Spiel war so nicht geplant gewesen und eine Alternative zum Grand gab es nicht. Immerhin durfte ich aufgrund der Reizung darauf hoffen, dass einer der Mitspieler „ohne zwei“ gereizt hat.

Es war wohl die Hitze, die anschließend zu diesem wahrhaft geistreichen Dialog zur Spielanalyse führte:

Mitspieler: „Und was hättest Du gemacht, wenn die Bauern nicht verteilt gewesen wären?“
Ich: „Dann hätte ich das Spiel verloren.“

Na, damit war doch alles gesagt.

Ein Zeichen setzen

Ich habe schonmal darauf hingewiesen, man kann es aber gar nicht oft genug schreiben.

Die Gegenspieler dürfen – und müssen – sich Hinweise auf ihre Karten geben. Das aber natürlich streng nach dem Regelwerk.

Klassisches Beispiel: Der Alleinspieler spielt Kreuz und der Gegenspieler in Mittelhand hat folgende Trumpfkarten auf der Hand:

Karo Kreuz Kreuz

Spielt jetzt der Alleinspieler den Kreuz Buben aus, legt der Gegenspieler in Mittelhand zunächst die Kreuz 7. Er wartet jetzt auf ein Zeichen von seinem Partner in Hinterhand. Angenommen, dieser legt die Kreuz 9 und der Alleinspieler spielt jetzt den Pik Buben aus. Welche Karte legt Mittelhand?

Ganz klar: Mittelhand muss den Karo Buben zugeben. Und zu diesem Spielzug gibt es auch keine Alternative! Es gibt in dieser Situation kein „wenn/aber“. Der Gegenspieler in Hinterhand hat mit der Kreuz 9 ein eindeutiges Signal gesetzt. Und nun ist es an dem Gegenspieler in Mittelhand ein entsprechendes Signal zu setzen.

Im ersten Stich ist der Herz Bube nicht gefallen. Dieser sitzt also entweder beim Alleinspieler – in diesem Fall spielt es keine Rolle, ob ich die Kreuz Dame oder den Karo Buben lege – oder bei meinem Partner. Und mein Partner zeigt mir mit der Kreuz 9 an, dass er mit dem Herz Buben einen Stich machen kann, sonst hätte er ihn auf den ersten Stich gelegt (zu diesem Beispiel später mehr). Wenn mein Partner mit dem Herz Buben einen Stich machen kann, dann sollte der Spieler in Mittelhand aber nicht nur wegen dem einen Auge mehr die Kreuz Dame behalten. Angenommen, der Spieler in Hinterhand hat diese Karten in Trumpf:

Herz Kreuz Kreuz

Wenn der Gegenspieler in Mittelhand auf den zweiten Stich nicht den Karo Buben zeigt, muss der Gegenspieler in Mittelhand davon ausgehen, dass dieser beim Alleinspieler sitzt. Und damit muss er das Kreuz Ass zugeben, um mit dem Herz Buben einen sicheren Stich zu machen. Zeigt der Gegenspieler aber den Karo Buben, kann Hinterhand den Herz Buben zugeben, da sein Kreuz Ass hoch ist.

Jetzt ändern wir das Beispiel etwas ab. Hinterhand hat nur diese Trumpfkarten:

Herz Kreuz

Der Alleinspieler spielt im ersten Stich den Kreuz Buben, Mittelhand die Kreuz 7. Nun ist es an Hinterhand, ein Zeichen zu geben. Er muss seinem Partner den Herz Buben zeigen und diesen zugeben. Denn hat der Alleinspieler die beiden schwarzen Buben, macht er ohnehin keinen Stich. Und ist der Pik Bube bei seinem Partner, hat er zwar zwei Augen hergegeben. In diesem Fall ist das Zeichen aber wichtiger als die möglicherweise zwei fehlenden Augen. Denn der Gegenspieler in Mittelhand weiß nun, dass er mit seinem Karo Buben einen Stich macht und wird im zweiten Stich entsprechend spielen.

Liebe Skatfreundinnen und Skatfreunde. Skat ist kein einfaches Spiel und es gibt unendlich viele Situationen, in denen es viele verschiedene Spielweisen gibt, von denen man erst hinterher weiß, ob sie richtig oder falsch waren. Aber in der genannten Situation gibt es kein wenn und kein aber. Es gibt nur ein einziges „richtig“. Und wenn ich irgendwann mal eine Skatschule eröffne (keine Angst, das tue ich Euch nicht an), dann wird dies das Thema der ersten Stunde am ersten Tag sein.

Das Spiel des Jahres 2013

Im letzten Jahr gab es wieder zwölf spannende „Spiele des Monats“. Beim „Spiel des Monats“ können Spieler interessante Spiele, die sie bei Skat-Online gespielt haben, einreichen. Thomas Kinback wählt aus allen eingesendeten Spielen ein besonders spannendes Spiel aus und analysiert und kommentiert es.

Wir wollen hier das „Spiel des Jahres 2013“ wählen. Welches Spiel ist für Euch das spannendste „Spiel des Monats“? Ich habe ja schon einen persönlichen Favoriten…

Spiel Januar 2013 (Pik Hand durch gutes Gegenspiel umgebogen)
Spiel Februar 2013 (Herz ohne 6 gewonnen)
Spiel März 2013 (Kreuz mit nur einem Trumpf gewonnen)
Spiel April 2013 (Kreuz mit 7 Trumpf umgebogen)
Spiel Mai 2013 (schwaches Kreuzspiel gewonnen)
Spiel Juni 2013 (Notgrand mit zwei blanken 10ern gewonnen)
Spiel Juli 2013 (schwaches Herzspiel gewonnen)
Spiel August 2013 (Grand mit Eigenschneider)
Spiel September 2013 (Kreuzspiel gegen fünf Trumpf gewonnen)
Spiel Oktober 2013 (Kreuz mit vier Fehl-Luschen gewonnen)
Spiel November 2013 (Schwaches Kreuzspiel gegen fünf Trumpf gewonnen)
Spiel Dezember 2013 (Kreuzspiel mit einem Trumpf gewonnen)

Das beste Spiel des Monats 2013

  • Spiel Juni 2013 (Notgrand mit zwei blanken 10ern gewonnen) (31%, 5 Stimmen)
  • Spiel Dezember 2013 (Kreuzspiel mit einem Trumpf gewonnen) (25%, 4 Stimmen)
  • Spiel September 2013 (Kreuzspiel gegen fünf Trumpf gewonnen) (19%, 3 Stimmen)
  • Spiel Januar 2013 (Pik Hand durch gutes Gegenspiel umgebogen) (13%, 2 Stimmen)
  • Spiel August 2013 (Grand mit Eigenschneider) (6%, 1 Stimmen)
  • Spiel Oktober 2013 (Kreuz mit vier Fehl-Luschen gewonnen) (6%, 1 Stimmen)
  • Spiel Mai 2013 (schwaches Kreuzspiel gewonnen) (0%, 0 Stimmen)
  • Spiel April 2013 (Kreuz mit 7 Trumpf umgebogen) (0%, 0 Stimmen)
  • Spiel März 2013 (Kreuz mit nur einem Trumpf gewonnen) (0%, 0 Stimmen)
  • Spiel Februar 2013 (Herz ohne 6 gewonnen) (0%, 0 Stimmen)
  • Spiel November 2013 (Schwaches Kreuzspiel gegen fünf Trumpf gewonnen) (0%, 0 Stimmen)
  • Spiel Juli 2013 (schwaches Herzspiel gewonnen) (0%, 0 Stimmen)

Stimmen insgesamt: 16

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Die Mauer-Fata Morgana

Ein Spieler hatte ein Sponti nach dem fünften Spiel abgebrochen und eine Beschwerde eingereicht. Ein Spieler hätte gemauert und er hatte deswegen sein Spiel verloren. Es wäre ihm daher nicht zuzumuten, die Serie fortzusetzen.

Der Spieler hatte das vierte Spiel verloren, er war gegen fünf Trumpf gelaufen, darunter die ersten drei Buben. Der „Maurer“ saß in Mittelhand und hatte folgendes Blatt:

Kreuz BubePik BubeHerz BubeKreuz DameKreuz 9
Pik 9Pik 8Herz KönigHerz 9Karo König

Ich denke, selbst wenn man nicht die hohen Maßstäbe des Internationalen Skatgerichts an das Mauern zu Grunde legt, dürfte klar sein, dass Mittlehand hier keineswegs gemauert hatte. Mittelhand hatte mit diesem Blatt sogar noch 18 gesagt und erst gepasst, nachdem Vorhand diese gehalten hatte.

Wie wenig Mittelhand tatsächlich gemauert hatte, wird klar, wenn man sich anschaut, welches mögliche Spiel Mittelhand auf der Hand hat. Denn tatsächlich gibt es keine einzige Findung, die das Spiel 100%ig unverlierbar macht.

Schauen wir uns die möglichen Findungen einmal an und kategorisieren wir sie in sehr gute, gute und schlechte Findungen.

Die sehr guten Findungen:

Es gibt einige wenige Findungen, die das Spiel zu einem annähernd unverlierbaren Spiel machen. Dies erfordert aber, dass der Karo Bube im Skat liegt. Da der Spieler in Mittelhand ist, müsste zudem neben dem Karo Buben noch ein Ass im Skat liegen, sonst ist noch ein Trumpfstich möglich. Das Karo Ass nutzt hierbei nichts, denn der Spieler braucht sieben Trümpfe, um eine realistische Gewinnchance zu haben.

Es gibt damit drei mögliche Skatfindungen, die das Spiel annähernd unverlierbar machen (Karo Bube plus Kreuz, Pik oder Herz Ass).

Jede andere Karte zum Karo Buben außer Karo macht das Spiel aber ebenfalls sehr gut. Es gibt dann ein geringes Risiko, dass der Spieler einen Trumpfstich abgibt. Damit kommen 12 weitere sehr gute Findungen dazu.

Ebenfalls sehr gut wäre Ass und 10 in einer Farbe außer Karo. Dann käme sogar ein Grandspiel in Frage bzw. wäre sogar zu empfehlen, da man hier das Risiko minimiert, noch einen Trumpfstich abzugeben. In Kreuz oder Pik besteht dann aber das Risiko eines Königs zu dritt. Dennoch kommen drei weitere Kombinationen zu den „sehr guten“ Findungen dazu.

Zuletzt kann man noch die Findung von zwei Assen außer dem Karo Ass zu den „sehr guten“ Findungen zählen. Sechs Trumpf, ein Ass zu dritt und eine Lusche in der zweiten Fehlfarbe sind nicht allzu übel. Weitere drei sehr gute mögliche Findungen.

Jetzt zu den „guten Findungen“.

Diese sind sehr überschaubar. Der Spieler benötigt sieben Trumpf. Wenn vier Trumpf auf einer Hand sind, ist das Spiel kaum zu gewinnen. Liegen die Trumpf 3:1 oder 2:2, ist das Spiel zwar immernoch verlierbar, das ist aber unwahrscheinlich.

Um sieben Trumpf zu bekommen, müssen je zwei Karten in den Farben Kreuz, Pik oder Herz liegen. Das sind – die „sehr guten“ Findungen abgezogen – 27 gute Findungen.

Mit etwas gutem Willen kann man auch Karo Ass und 10 zu den guten Findungen zählen. Man kann dann eine der anderen Farben zum Trumpf machen und hat noch zwei Luschen in den Fehlfarben. Sind die Trümpfe einigermaßen gut verteilt, ist das Spiel gut gewinnbar.

Alle anderen Findungen darf man getrost zu den schlechten Findungen zählen. Ein Spiel ist dann kaum gewinnbar, egal, wie die Karten verteilt sind.

Zusammengefasst haben wir 21 sehr gute und 28 gute Findungen. Das hört sich zunächst einmal sehr viel an. Bedenkt man aber, dass es ingsesamt 231 mögliche Findungen gibt, sind gerade einmal 21% der Findungen gut oder sehr gut. Das bedeutet, dass man vier von fünf Spielen so schlecht finden wird, dass das Spiel kaum gewinnbar ist. Und man sollte nicht vergessen, dass selbst bei den guten und sehr guten Findungen das Spiel durchaus verlierbar ist.

Natürlich hat man während des Spielens – gerade online – nicht die Zeit, sich die Wahrscheinlichkeiten auszurechnen. Es zeigt aber, dass die Entscheidung von Mittelhand, das Spiel nicht anzureizen, vollkommen richtig und der Vorwurf des Mauerns unbegründet war.

Meine Einteilung in gute, sehr gute und schlechte Findungen sind natürlich rein subjektiv. Je nach Risikobereitschaft und Tagesform wird der ein oder andere Spieler das sicherlich anders sehen. Ich halte mich aber für einen ziemlich offensiven Spieler und ich hätte genau wie der Spieler in diesem Fall gehandelt. Mich interessiert sehr, wie Ihr das seht und hoffe auf Eure Einschätzung in den Kommentaren.

 Update 7.10.: Der Spieler hat seinen Vorwurf des Mauerns inzwischen zurückgenommen und sich ausdrücklich bei beiden Mitspielern entschuldigt.

Der Irrtum mit den größten Skat-Irrtümern

Die BILD-Zeitung kürt auf bild.de zum 200-jährigen Skat-Jubiläum die 7 größten Skat-Irrtümer.

Der erste Irrtum steht allerdings schon in der Einleitung. Dort heißt es

Zwanzig Millionen Deutsche tun es mindestens zweimal im Monat: Skat spielen.

Hier sollte offensichtlich mit Gewalt eine schlüpfrige Zweideutigkeit untergebracht werden. Die Zahl „zwanzig Millionen“ stammt vom Deutschen Skatverband (z.B. in diesem Artikel vom Tagesspiegel), von „mindestens zweimal im Monat“ habe ich aber noch nie gehört oder gelesen.

Nebenbei: Peter Tripmarker heißt eigentlich Peter Tripmaker und ist nicht „Deutscher Skat-Präsident“ sondern Präsident des Deutschen Skatverbandes.

Doch nun zu den sieben Skat-Irrtümern.

Mythos 2: Das Skatspiel hat keinen „Erfinder“. Falsch! Durch den altenburgischen Geheimrat Hans Karl Leopold von der Gabelentz (1778-1831) wurde das Spiel 1813 aktenkundig. Seine Skat-Runde bestand aus einem Notar, einem Hofadvokat und einem Medizinalrat.

Bereits in den Kommentaren ist nachzulesen, dass das Blödsinn ist. Nur weil sich irgendwer die Mühe gemacht hat, etwas zu dokumentieren, ist er noch lange nicht der Erfinder. Genausogut könnte man behaupten, die Gebrüder Grimm hätten die ganzen Märchen „erfunden“. Haben sie nicht, sie haben sie nur aufgeschrieben.

Ab Mythos 4 wird es richtig übel. Vermutlich wären die „3 größten Skat-Irrtümer“ nicht genug für einen Artikel gewesen.

Mythos 4: Frauen spielen schlechter Skat. Unsinn! Sie reizen nur vorsichtiger, reißen deshalb nicht jedes Spiel an sich.

Wer hat denn so einen Quatsch jemals behauptet? Nicht nur der Mythos ist Unsinn, auch die Widerlegung des Mythos strotzt nur so vor Chauvinismus. Ich kenne sehr viele skatspielende Frauen. Sehr viele spielen einen sehr guten Skat und reizen offensiv. Ich kenne sehr viele skatspielende Männer. Einige spielen sehr schlechten Skat. Sie reizen vorsichtig und reißen deshalb nicht jedes Spiel an sich. Beweisführung abgeschlossen.

Mythos 5: Ein echter Skatspieler trainiert in der Kneipe. Falsch! Wie bei jeder Sportart sollte man zwei- bis dreimal pro Woche ein paar Stunden spielen.

Auch dieses Mythos war mir bislang völlig unbekannt. Die Widerlegung ist auch ziemlich seltsam. Man kann schließlich auch in einer Kneipe zwei- bis dreimal pro Woche ein paar Stunden Skat spielen.

Mythos 6 (Skat ist ein Stammtischspiel) ist identisch zu Mythos 5 und wird damit widerlegt, dass es viele prominente Skatspieler gibt. Auch nach längerem Nachdenken habe ich den Zusammenhang leider nicht verstanden…

Mythos 7 soll dann noch ein Schmankerl zum Abschluss sein, denn Bild.de kommt zu dem Ergebnis, dass dieser Mythos (ein Spieler namens Wenzel wollte seinen Sohn Schell nennen) – von dem ich ebenfalls noch nie gehört habe – stimmt!

Es gibt sehr, sehr viele sehr gute Artikel zum Thema 200 Jahre Skat. Der von bild.de gehört meiner Meinung nach leider nicht dazu.